Straßenbahn statt Papamobil

Konservative Kleriker in Polen lehnen Franziskus ab
Papst Franziskus soll beim Weltjugendtag in Krakau für frischen Wind sorgen.

Der Papst fährt Straßenbahn statt Papamobil! So lauteten die jüngsten Nachrichten zum Weltjugendtag. Bei seinem Besuch in Krakau wolle Franziskus die "umweltfreundliche" Straßenbahn nehmen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Erst später steige er ins Papamobil um, um die wartenden Jugendlichen zu begrüßen.

Mit dem Heiligen Vater aus Argentinien, der das katholische Massenereignis leitet, wird auch sonst vieles anders. "Junge Menschen aus 185 Ländern werden kommen, das sind mehr Länder, als beim Vatikan akkreditiert sind", freut sich der Priester Pawel Rytel Andriak, Sprecher des Episkopats. Durch die Verbreitung der erwarteten 1,5 Millionen Besucher mittels Facebook könne eine Milliarde Menschen erreicht werden – "ein Weltereignis!"

Einheit und Frieden

Der Weltjugendtag der morgen, Dienstag, starten und bis Sonntag dauern wird, wird die südpolnische Stadt dominieren. Der aus Krakau stammende Papst Johannes Paul II. hatte die Veranstaltung 1985 als feste Größe etabliert. "Es werden Tage der Einheit und des Friedens sein, und gerade der Frieden ist im heutigen Europa bedroht", sagte Gastgeber Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau. Aber auch Polen hätte inneren Frieden nötig, und dass Dziwisz das eigene Land in seiner Rede ausließ, war kein Zufall.

Polen wirkt durch die Eingriffe der Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) in den Staat und die Gesellschaft zerrissen. Und wer als Fragesteller aus dem Ausland versucht, mit Geistlichen über die "polnische Teilung" zu sprechen, stößt auf wenig Gegenliebe. Denn die katholische Kirche, der mehr als 90 Prozent der Bevölkerung angehören, hat sich auf Seiten der PiS-Partei geschlagen. Dabei wurde der Klerus mit Steuergeschenken und einer versprochenen Verschärfung des Abtreibungsgesetzes überzeugt.

Dies ist schlüssig. Laut Johannes Paul II. teilt sich die Welt in eine "Zivilisation des Todes" (dazu gehören Verhütung und Schwangerschaftsabbruch) sowie eine "Zivilisation des Lebens". Papst Franziskus unterteilt jedoch in eine "Kultur der Abweisung" und eine "Kultur des Mitgefühls"; er steht somit nicht in der Nachfolge des polnischen Papstes wie etwa Benedikt XVI.

Ablehnung des Papstes

Der konservative Teil der Kirche lehnt Franziskus darum ab, dies erfährt man auch von Insidern wir Marcin Zyla von der Zeitung Tygodnik Powszechny, die für eine liberal-katholische Ausrichtung steht. Offen opponiert die Kirche nicht gegen den Pontifex. Doch Aufforderungen des Papstes, die katholischen Gemeinden sollten Asylsuchende aufnehmen, wurde von Polens Geistlichen noch nicht umgesetzt. Denn die Regierung ist aus Furcht vor der Einschleusung von Terroristen gegen eine Aufnahme. "Es findet zu diesem Thema leider keine Diskussion in der Kirche statt" so Zyla, der hofft, dass Franziskus vermitteln wird, dass "Polen und Europa nicht der Nabel Welt sind".

Für Orientierung beim Weltjugendtag sorgen freiwillige Helfer aus ganz Polen. Sie wurden nicht nur in den Diözesen geistlich unterrichtet, sondern bekamen auch Instruktionen vom Inlandsgeheimdienst: "Wir wurden geschult, wie man Verdächtige in der Menge erkennt", berichtet Piotr Jezak aus Warschau.

20.000 Polizisten sollen die Veranstaltung schützen. Doch Jezak, sonst als Anwalt tätig, ist optimistisch: "Man soll Gott vertrauen, der Herrgott schaut schon, dass nichts passiert."

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