"Das Gesetz gilt für alle gleich"

Infantin Cristina soll sich wegen Steuerbetrug und Geldwäsche vor dem Richter verantworten.

Die vielleicht wichtigste Instanz hat ihr Urteil bereits gefällt: Die öffentliche Meinung. In aktuellen Umfragen haben über 60 Prozent der Spanier eine negative Meinung von Königstochter Cristina, noch mehr sind überzeugt, dass sie vor Gericht gestellt werden sollte. Genau das verlangt nun auch der zuständige Richter auf der spanischen Ferieninsel Mallorca, José Castro. Er hat die Infantin für Anfang März vor Gericht zitiert, als Verdächtige. Die zentralen Vorwürfe: Geldwäsche und Steuerbetrug. Strafausmaß bis zu sechs Jahre Gefängnis.

Öffentliche Gelder

Hintergrund der Aktion ist die seit Jahren andauernde Affäre um Cristinas Ehemann, Ex-Handballspieler Iñaki Urdangarin. Er steht im Verdacht, über eine gemeinnützige Stiftung namens Noos öffentliche Geldmittel von spanischen Regionalregierungen, etwa auf Mallorca oder in Valencia, veruntreut zu haben. Die jüngste Tochter von König Juan Carlos saß über Jahre bei Noos und damit verknüpften Unternehmen im Vorstand. Dazu kommt erschwerend, dass sie Einkünfte aus diesen Tätigkeiten nicht versteuert hat.

Richter Castros Begründung für sein Vorgehen lässt keine Zweifel an seiner Einschätzung des Falles. Urdangarin hätte wohl nur schwer die Gelder hinterziehen können, wenn seine Frau, „nicht die Haltung gehabt hätte, konsequent wegzuschauen“. Nur durch ein Erscheinen Cristinas vor Gericht, so Castro, „kann man verhindern, dass die Unklarheiten auch weiterhin ungelöst bleiben“, außerdem müsse endlich ein Grundprinzip der Rechtssprechung wieder deutlich gemacht werden: „Das Gesetz gilt für alle gleich.“

Ob Castro sich mit dieser Ansicht auch gegen die anderen Justizbehörden durchsetzt, bleibt abzuwarten. Die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft hatte schon den ersten Versuch, Cristina vor Gericht zu bringen, blockiert.

Außerdem haben die Anwälte der Infantin angekündigt, Berufung einzulegen.

Doch auch wenn der Auftritt vor Gericht verhindert werden kann, für Cristina und damit für das einst so populäre spanische Königshaus ist die Affäre rund um die Machenschaften des Schwiegersohnes ohnehin längst eine Katastrophe. Schuld daran sind nicht nur die Machenschaften von Cristina und ihrem Mann, sondern auch markante Fehltritte des Königs, wie kostspielige Elefantenjagden in Afrika im Beisein einer mutmaßlichen Geliebten.

Anfangs hatte man noch versucht, den Imageschaden zu minimieren, indem man den missliebigen Schwiegersohn einfach aus dem öffentlichen Leben des Königshauses entfernte. Doch seit die Tochter selbst involviert ist, wird man die schlechten Nachrichten nicht mehr los. Es sei, wie der Protokollchef des Königshauses kürzlich in einem TV-Interview zugab, „eine Qual“.

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