Singvögel für Speisenkarte: Vogelhändlerring in Italien gestoppt

Symbolbild.
Die Bande soll in den vergangenen Jahren bis zu 80.000 geschützte Vögel an Abnehmer in Norditalien und Malta verkauft haben.

Auch geschütztes Geflügel auf dem Teller bringt der Mafia offenbar einiges ein: Mithilfe der europäischen Polizeiagentur Europol haben italienische Fahnder jetzt einer Gruppe von Vogelhändlern in Kalabrien das Handwerk gelegt. Die Bande wilderte seltene und geschützte Vögel ein und verkaufte sie an Gourmetrestaurants in Norditalien und auf Malta.

Den Sitz hatte die Gruppierung laut einer Europol-Aussendung vom Freitag in Reggio Calabria. In der Früh wurden neun Personen von der Anti-Wilderei-Einheit des Korps der Carabinieri in Zusammenarbeit mit dem Carabinieri Forst- und Provinz-Kommando von Reggio Calabria festgenommen. Europol unterstützte die Behörden bei der Aktion.

Wenig profitable Tiere mussten sterben

Die Bande soll tausende seltene und geschützte Tiere, vor allem Singvögel, eingefangen und verkauft haben. Wilderer identifizierten Gebiete mit einer hohen Vogelpopulation und lockten die Tiere mit Futter an. Einige Vögel wurden dann in kleine Käfige gesperrt und lockten wiederum ihre Artgenossen mit ihrem Gesang an, welche die Wilderer dann mit Netzen einfingen. Laut Europol konnte ein Täter auf diese Weise pro Tag 200 bis 300 Tiere fangen. Weil aber nur wenige von ihnen profitabel sind, wurden die meisten dem Tod überantwortet.

2016 wurden 3.800 tote Vögel verschiedener geschützter Arten bei Polizeiaktionen sichergestellt. 2017 wurden beinahe 3.000 Tiere beschlagnahmt, von denen 300 tot gefunden wurden. Die Behörden schätzten, dass die Bande mehr als 80.000 Vögel in den vergangenen Jahren verkauft hat.

In Kalabrien ist die 'Ndrangheta aktiv, die kalabrische Spielart der Mafia. Die Organisation hat ihre Aktivitäten mittlerweile bis Norditalien und darüber hinaus ausgedehnt. So ist die Gruppe mit großem Abstand vor der sizilianischen Cosa Nostra die mitgliederstärkste italienische kriminelle Organisation in Deutschland. Ermittler sagen ihr Verbindungen zur einzig verbliebenen kolumbianischen Guerilla-Gruppe ELN nach. Auch bei der Ermordung des slowakischen Jan Kuciak und seiner Verlobten sollen Spuren zur 'Ndrangheta führen.

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