Sexuelle Belästigungen auch im EU-Parlament

EU-Abgeordnete Terry Reintke bei der Parlamentsdebatte in Strassburg.
Geahnt hat es jeder, die Empörung ist groß: Auch im EU-Parlament gab es sexuelle Übergriffe.

Wie eine unerwartete Flut stürzten die verstörenden Berichte überwiegend junger Frauen über das Europäische Parlament herein: Sexuelle Belästigungen, Grapschen, anzügliche Annäherungen, unangemessene Mails, sogar zu zwei Vergewaltigungen soll es in jüngster Zeit im Herzen der europäischen parlamentarischen Demokratie gekommen sein.

Binnen weniger Tage waren die via Sozialen Medien anonym mitgeteilten Erfahrungen ans Licht gekommen. Opfer der Übergriffe waren meist Praktikantinnen oder junge Mitarbeiterinnen von EU-Abgeordneten.

Diese Bekenntnisse empörten die Parlamentsführung so sehr, dass gestern in Straßburg eine Debatte angesetzt wurde. "Habe ich vielleicht einen meiner jungen Mitarbeiter ins Eck gedrängt und ihn angefasst?", ärgerte sich eine französische Abgeordnete, "natürlich nicht! Aber bei einigen meiner Kollegen ist so was offenbar immer noch denkbar!"

Machtmissbrauch

Immer, so waren sich alle Abgeordneten einig, geht es bei sexuellen Übergriffen um Machtmissbrauch. "Sexuelle Belästigung ist das Ausnutzen einer Machtposition", sagte auch die österreichische EU-Abgeordnete Angelika Mlinar (NEOS).

Diese Macht reicht offenbar so weit, dass die allermeisten Opfer nie Beschwerde oder Klage einreichen. Die Gremien, bei denen Übergriffe vertraulich behandelt und geahndet werden, gibt es im EU-Parlament seit drei Jahren. Doch die meisten Opfer wagen nicht, offen zu reden – zum Teil aus Scham. Oft aber auch aus Angst, berufliche Nachteile zu erfahren, den Job zu verlieren oder der eigenen Partei zu schaden.

Fraktionsübergreifend kamen die Abgeordneten gestern zum Schluss: Die Vorwürfe müssen von externen Experte überprüft werden.

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