Schluss mit Arbeiten bis zum Umfallen: Japan rät zum "Premium Freitag"

Zu viel Arbeit strengt an. Ein japanischer Dienstnehmer beim Zwischendurch-Schläfchen..
Ab Februar sollen die Arbeitnehmer ein Mal im Monat früher heimgehen – vor allem, um mehr Geld auszugeben.

Japans Wirtschaftsminister Hiroshige Seko geht mit leuchtendem Beispiel voran: "Ich habe meine Mitarbeiter strikt angewiesen, keine Besprechung mehr nach 15 Uhr anzusetzen." Die strenge Order gilt wohlweislich nur für Freitag, den 24. Februar – den ersten Freitag, den Japan als "Premium Freitag" begehen will.

Was sich hierzulande nach einem vergoldeten, langen Wochenende anhört, gilt in Japan schlicht als Sensation: Jeden letzten Freitag eines Monats sollen Japans schwer überlastete Arbeitnehmer ab 15 Uhr ihren Arbeitsplatz verlassen dürfen. Zusammen mit 15 Wirtschaftsverbänden hat die Regierung in Tokio die Aktion "Premium Friday" gestartet. Ziel ist dabei weniger, die horrend hohen Überstunden von durchschnittlich 80 Stunden pro Monat und Arbeitnehmer abzubauen.

Gedacht ist vielmehr daran, den Konsum in Japan anzukurbeln und so der Wirtschaft zu einem Konjunkturaufschwung zu verhelfen. Wer mehr Freizeit hat, hat auch mehr Zeit zum Geldausgeben, lautet die simple Überlegung der japanischen Führung. Wirtschaftsforscher frohlocken bereits: An jedem arbeitsfreien Nachmittag könnten die japanischen Handelsunternehmen bis zu umgerechnet fast einer Milliarde Euro Umsatz machen.

Urlaubsverzicht

Ob sich Japans fleißige Arbeitnehmer allerdings so einfach Freizeit verordnen lassen, bleibt abzuwarten. Auf dem Inselstaat gehört es schließlich zum guten Ton, sehr viel zu arbeiten. Nicht umsonst gibt es in Japan gar den Ausdruck "Karoshi – "Tod durch Überarbeitung".

Erst im Dezember hatte sich eine junge Mitarbeiterin eines Werbeunternehmens wegen extremer Arbeitsüberlastung umgebracht. Die Frau hatte in den letzten Wochen vor ihrem Selbstmord im Schnitt an die 105 Überstunden pro Monat geleistet.

Zumindest das aber soll sich in Zukunft ändern: Unternehmen, deren Arbeitnehmer mehr als 80 Überstunden pro Monat leisten, sollen fortan öffentlich bloßgestellt werden, kündigte die Regierung an.

Nicht alle Japaner freut die Idee, künftig ein Mal im Monat an einem Freitagnachmittag so richtig abzuhängen. Die Befürchtung ist groß, vor allem bei den Beschäftigten in kleineren Unternehmen, dass die entfallenen Stunden an den anderen Tagen einfach wieder angehängt werden.

Und Entspannen im Urlaub? Fehlanzeige. Viele japanische Angestellte nehmen meist nur einen Teil ihres bezahlten Jahresurlaubs – von maximal vier Wochen.

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