Zarenknochen: Neuer Test bestätigt Echtheit
Seit Ende September ist es vorbei mit Andacht und Stille in der Zarengruft der Peter-Pauls-Kirche in St. Petersburg. Gerichtsmediziner und Beamte öffneten die Särge von Nikolaus II., Russlands letztem Zaren, Gattin Alexandra sowie von Nikolaus’ Großvater, Alexander II.
Vor allem die Kirche zweifelt, wessen Überreste 1991 in einem Waldstück bei Jekaterinburg im Ural gefunden und 1998 mit einem pompösen Staatsbegräbnis umgebettet wurden: Die Gebeine der 1918 von den Bolschewiki erschossenen letzten Romanows oder die gewöhnlicher Sterblicher? Es waren die Zarenknochen, so erste Ergebnisse einer neuen vergleichenden Genanalyse, die nun bekannt wurden.
Der neue DNA-Test bestätigt, was der Innsbrucker Genetiker Walther Parson bereits im Jahr 2008 herausgefunden hat. Jetzt steht also ein weiteres Mal fest, dass alle Zarenkinder gefunden und identifiziert sind. Zweifler in der russisch-orthodoxen Kirchen, die die Zarenfamilie als Heilige verehren, hatten die insgesamt vierte DNA-Analyse gefordert. Für den neuen Gentest wurde ein russisches Labor mit russischer Technik und russischem Know-how verpflichtet.
Die nun vorgestellten Ergebnisse seien vorläufige, so Alexander Sakatow, der Kanzleivorstand der Blaublütler. Restlose Klarheit werde erst die Exhumierung von Nikolaus’ Vater, Alexander III. bringen.
Echtheit von 110 Prozent – dieses Ergebnis fuhr Wladimir Putin einst in einem Wahlkreis im Nordkaukasus ein – sei Voraussetzung für ein Staatsbegräbnis, hieß es. Es geht um die Umbettung der sterblichen Überreste von Thronfolger Alexej und dessen Schwester Maria. Die Beisetzung in der St. Petersburger Zarengruft ist für Februar 2016 geplant.
Segen der Staatskirche
Historische Kontinuität hat für Putin Priorität. In lupenreiner Version ist sie nur mit dem Segen der Staatskirche zu haben. Aus deren Sicht aber ist die Obrigkeit von Gott gesalbt, seit der Februarrevolution 1917, die Nikolaus II zum Thronverzicht zwang, alle Macht in Russland – auch durch Wahlen legitimierte – daher illegitim. Zu Putins Amtsvorgänger Jelzin war das Verhältnis besonders gestört. Dieser hatte sich beim Klerus durch Sympathien für liberale Werte unbeliebt gemacht.
Kommentare