Asteroid fliegt knapp an Erde vorbei

Asteroid fliegt knapp an Erde vorbei
In wenigen Tagen passiert "2012 DA14" die Erde - und ist dabei weniger weit von ihr entfernt, als Satelliten es sind.

Es ist eine "Rekord-Annäherung", sagt Don Yeomans vom Near Earth Object Program der US-Weltraumagentur NASA: Am 15. Februar wird ein Asteroid von der Größe etwa eines halben Fußballfelds in einer Entfernung von nur rund 28.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen. Das ist deutlich näher als die Distanz, in der geostationäre Satelliten, etwa Wetter- oder TV-Satelliten, der Erddrehung folgen (36.000 Kilometer). Die Astronomen versichern aber, dass keine Gefahr einer Kollision mit dem Asteroiden "2012 DA14" besteht.

"Seit Beginn der regelmäßigen Himmelsdurchmusterung in den 1990er Jahren haben wir nie ein Objekt dieser Größe gesehen, das der Erde so nahe kommt", so Yeomans in einer NASA-Aussendung. Immerhin beträgt seine Distanz zur Erde nur knapp ein Zehntel der Entfernung Erde-Mond. Er wird damit zwischen den geostationären Satelliten und jenen, die im "Low Earth Orbit" zwischen 200 und 1.500 Kilometern die Erde umkreisen, wie etwa die Internationale Raumstation ISS (400 Kilometer), hindurch zischen.

Mit 22.000 km/h unterwegs

Der am 23. Februar 2012 entdeckte Asteroid wird nach Angaben von Thomas Posch vom Institut für Astrophysik der Universität Wien mit rund sechs Kilometern pro Sekunde (etwa 22.000 km/h) Relativgeschwindigkeit zur Erde an dieser vorbeiziehen. Er kreist auf einem der Erdbahn ähnlichen Orbit in etwas mehr als einem Jahr um die Sonne.

Asteroid fliegt knapp an Erde vorbei
Darstellung der Flugbahn des Asteroid "2012 DA14" in Relation zur Entfernung Erde-Mond und Geostationärer Satelliten Grafik 0178-13-Astronomie.ai, Format 42 x 100 mm
Die Angaben über die Größe des Asteroiden liegen bei rund 50 Metern. Posch geht davon aus, dass der Asteroid aus Silikatgestein besteht und schätzt seine Masse damit auf rund 130.000 Tonnen. "Spannend wäre es, den Asteroiden während seiner bevorstehenden Erdnähe spektroskopisch genauer zu untersuchen und so mehr Informationen über seine mineralogische Zusammensetzung zu erhalten", sagte Posch zurAPA.

"2012 DA14" zählt zu den sogenannten Apollo-Asteroiden, das sind jene erdnahen Objekte, die die Erdbahn kreuzen können. Ursprünglich stammt er mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, wo mehr als 400.000 solcher Objekte erfasst sind. Durch Kollisionen und den Schwerkrafteinfluss der Planeten können einzelne Gesteinsbrocken aus diesem Gürtel in eine andere Umlaufbahn um die Sonne katapultiert werden.

Keine Kollisionsgefahr

Die Astronomen sehen keine Gefahr für eine Kollision des Asteroiden mit der Erde, man kenne seine Bahn gut genug, um dies auszuschließen. Allerdings wird der Einfluss der Erdanziehungskraft die Bahn von "2012 DA14" deutlich verändern und etwa seine Umlaufzeit um die Sonne von derzeit 366 Tagen auf 317 Tage verkürzen, so Rudolf Dvorak vom Wiener Astronomieinstitut.

NASA-Experte Yeomans schätzt, dass ein Asteroid wie "2012 DA14" im Schnitt alle 40 Jahre an der Erde vorbei fliegt, aber durchschnittlich nur alle 1.200 Jahre auf der Erde einschlägt. Ein Objekt dieser Größe würde in der Erdatmosphäre nicht mehr verglühen und beim Einschlag voraussichtlich einen Krater von 300 bis 500 Metern Durchmesser erzeugen, sagte Posch. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass beim sogenannten "Tunguska-Ereignis" im Jahr 1908 ein Asteroid etwa in der Größe von "2012 DA14" knapp über dem Erdboden in Sibirien explodiert ist und auf Hunderten Quadratkilometern Bäume umgeknickt hat.

Mit Fernglas sichtbar

Am Abend des 15. Februars wird man den Asteroiden sogar mit einem Fernglas verfolgen können. Laut Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) wird das Objekt nach derzeitigen Bahndaten von Wien aus gesehen um etwa 20.38 Uhr im Ostsüdosten aufgehen und sich zunächst sehr rasch durch die Sternbilder Jungfrau und Haar der Berenike bewegen. Die Astronomen erwarten eine Helligkeit, die in etwa jener des Planeten Neptun entspricht. "2012 DA 14" wird sich sehr schnell über den Nachthimmel bewegen, immerhin pro Minute um etwa den eineinhalbfachen Vollmonddurchmesser - und damit gut vor dem Sternenhintergrund erkennbar sein. Weiter nach Norden verlangsamt sich der Lauf des Asteroiden, der sich dann wieder von der Erde entfernt. Er wandert durch das Sternbild der Jagdhunde nach Norden in den Großen Bären, wo er nach 23 Uhr langsam wieder entschwindet.

Entwarnung für 2036

Am 13. April wird ein weiterer Asteroid namens 2010 GM23 der Erde etwas näher kommen als der Mond, die Distanz wird aber das Zehnfache jener von "2012 DA14" sein. Entwarnung gibt es auch für die für das Jahr 2036 gefürchtete Kollision der Erde mit dem Asteroiden "(99942) Apophis". Die NASA hat kürzlich neue Berechnungen vorgelegt, wonach die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes unter eins zu einer Million liege. Der immerhin 325 Meter große Apophis werde voraussichtlich in einer Entfernung von 31.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen.

Sternderlschaun

Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie bietet am 15. Februar einen Vortragsabend mit Beobachtungsmöglichkeit bei Schönwetter, nur nach Anmeldung. Informationen und weitere Infos unter www.waa.at.

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