Königin von England für vier Generationen
Keine andere Regentin hat so viele Premierminister ernannt wie sie. 13 bisher, oder 12, wenn man bedenkt, dass Harold Wilson, der später zum Baron Wilson of Rivaulx geadelt wurde, mit Unterbrechung zwei Mal regierte.
Als Elizabeths Vater, König George VI., am 6. Februar 1952 starb, sah Prinz Philip seine Chance gekommen. Er wollte das Haus Windsor in Mountbatten umbenennen. Doch Winston Churchill und Elizabeths Großmutter, Königin Mary, wussten das zu verhindern. "Ich bin der einzige Mann im Land, der seinen Namen nicht an seine Kinder weitergeben darf", beklagte sich Philip. Erst 1960 unter Premier Harold Macmillan fand sich ein Kompromiss: Nachkommen von Elizabeth und Philip, die keinen königlichen Titel tragen, dürfen sich Mountbatten-Windsor nennen. Doch Lieblingsenkelin Sarah Phillips zum Beispiel denkt gar nicht daran und bleibt hochadelig-bürgerlich.
Liebesheirat
Im November werden Elizabeth und der 94-jährige Philip 68 Jahre miteinander verheiratet sein. Während die engsten Familienangehörigen die junge Elizabeth Lilibet nannten, entschied sich Philip für den Kosenamen "Würstchen", Sausage.
Philips ältere Schwestern durften nicht zur Hochzeit kommen. Denn sie waren mit deutschen Adeligen verheiratet, denen man enge Nazi-Kontakte nachsagte. Philip war zwar Brite und hatte im zweiten Weltkrieg in der Royal Navy gedient, doch so kurz nach Kriegsende blieb Philip Mountbatten (der anglisierte Name des deutschen Adelsgeschlechts Battenberg) manchen suspekt. Ebenfalls ohne Hochzeitseinladung der Kronprinzessin bliebt der Duke of Windsor, der abgedankte König Edward VII. mit seiner amerikanischen Frau Wallis Simpson.
Die Queen ohne ihren schnoddrigen Prinzgemahl? Eigentlich undenkbar.
Bei der Erziehung der vier Kinder Charles, Anne, Andrew und Edward dürften beide gepatzt haben. Elizabeth aus Zeitmangel, Philip, weil er kein Einfühlungsvermögen hat. Prinz Charles, sein Hauptopfer, hat ihm erst spät vergeben. Und heute ist ja alles wieder gut, nach den Scheidungen von Anne, Charles und Andrew, nach dem tragischen Unfalltod von Diana, der Prinzessin der Herzen. Die Enkelgeneration ist noch nicht aus der Rolle gefallen, die Urenkel sind putzig und klein.
Wie die Queen wirklich tickt, erahnt man am ehesten im gleichnamigen Film mit Helen Mirren in der Hauptrolle. Die Königin findet sich offenbar von der Oscarpreisträgerin gut getroffen, was sie bei mehreren Begegnungen durchblicken ließ.
Das Empire löste sich auf
Nicht gemocht haben sich die Queen und Cherie Blair, die Frau des ehemaligen Labour-Premiers. Die Anwältin verweigerte den Hofknicks aus Prinzip, und die Queen soll gesagt haben: "Ich höre, wie sich ihre Knie versteifen, wenn ich den Raum betrete."
Bei ihren geliebten Corgis versteht Ihre Majestät keinen Spaß. Die Diener hätten sie nie so wütend erlebt wie an dem Tag, als die Königin feststellen musste, dass das Futter nicht frisch zubereitet, sondern eingefroren und wieder aufgetaut worden war.
Mit der eigenen Familie hatte sie es auch nicht immer leicht. Ihre um vier Jahre jüngere Schwester Margaret wollte den geschiedenen Jagdflieger-Piloten Peter Townsend heiraten. Margaret musste Bedenkzeit nehmen und dann ihre große Liebe aufgeben, denn die Church of England, deren weltliches Oberhaupt Elizabeth ist, erlaubte die Wiederverheiratung von Geschiedenen nicht. Die kleine Königsschwester heiratete 1960 den Fotografen Antony Armstrong-Jones, den Elisabeth zum Earl of Snowdon machte. Die Ehe wurde 1978 geschieden, Margaret lebte in Saus und Braus, oft auf Martinique, war eine enge Freundin Mick Jaggers. Jack Nicholson soll ihr auf einer Party Kokain angeboten haben. 2002 starb sie mit 71 Jahren, und ein Monat später wurde Queen Mum zu Grabe getragen. Die Gin trinkende Königinnen-Mutter war 1002 Jahre alt geworden.
Annus horribilis
Elizabeths Annus horribilis war 1992: Im März hatten sich ihr Lieblingssohn Andrew und dessen Ehefrau Sarah Ferguson getrennt; im April ließ sich ihre Tochter Anne von Mark Phillips scheiden; im Oktober war Elisabeth bei einem offiziellen Besuch in Dresden mit Eiern beworfen worden, und im November verwüstete ein Brand Schloss Windsor. Die Ehe von Charles und Diana lag in Scherben, die Trennung wurde im Dezember 1992 von Premierminister John Major im House of Commons verkündet. Ein Jahr nach der Scheidung 1995 kam Diana bei einem Autounfall am 31. August in Paris ums Leben. Premierminister Tony Blair überredete die Queen zu einer Fernsehansprache.
Das lange Leben dieser Königin gibt den Briten ein Gefühl von Beständigkeit. Viele fürchten den Tag, an dem sie nicht mehr ist.
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