Papua-Neuguinea schafft Hexerei-Gesetz ab

Der Glaube an schwarze Magie und brutale Hexenjagden sind in dem Inselstaat weit verbreitet.

In Papua-Neuguinea ist der Glaube an schwarze Magie verbreitet: Medienberichten zufolge fallen immer wieder Menschen brutalen Hexenjagden zum Opfer.

Und Hexerei war in Papua-Neuguinea bisher nicht nur gesellschaftlich gefürchtet, sondern auch per Gesetz streng verboten. Wer wegen Mordes angeklagt wurde, konnte sich demnach mit dem Argument verteidigen, das Opfer hätte seine Angehörigen verhext - eine Art Notwehr also. Nun wurde der Erlass aufgehoben.

Glaube an "Schadenszauber"

Mehr als 90 Prozent der Einwohner Papua-Neuguineas sind bekennende Christen. Trotz Aufklärungsarbeit (hauptsächlich aus dem Umfeld der Römisch-Katholischen Kirche) ist der Glaube an Hexerei, böse Geister und schwarze Magie weit verbreitet.

80 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten. Zugang zu medizinischer Versorgung ist Luxus, und die Bildung bleibt angesichts mangelnder Anlaufstellen meist auch auf der Strecke. Nicht erklärbare Todesfälle, Krankheiten, Missernten oder Unfälle werden so oft mit schwarzer Magie ("Sanguma") in Zusammenhang gebracht. Besonders häufig trifft es Menschen am Rande der Gemeinschaft, die der Hexerei beschuldigt werden, zum Beispiel ältere, alleinstehende Frauen.

Gesetz von 1971

1971 trat in Papua-Neuguinea das Gesetz in Kraft, das sowohl Hexerei, als auch Angriffe auf "Hexen" unter Strafe stellte. Damit wurde von offizieller Seite die Existenz von Hexerei quasi anerkannt.

In der Regelung heißt es also, es gebe einen "weitverbreiteten Glauben im Land, dass es so etwas wie Hexerei gibt und Hexen außerordentliche Kräfte haben, die manchmal für gute Zwecke, aber viel öfter für böse eingesetzt werden".

Demnach wurde auch zwischen "unschuldiger" (schützend, heilend) und "verbotener Hexerei" unterschieden. Mit dem Gesetz wollte man die Realität der Menschen anerkennen - und gleichzeitig dafür sorgen, dass entsprechende Vorwürfe vor ordentlichen Gerichten landen, heißt es. Doch es kam anders: Selbstjustiz, die eigentlich verhindert werden sollte, nahm zu – ebenso wie die Kritik von Menschenrechtsorganisationen.

Junge Frau verbrannt

Amnesty dokumentierte in einem Jahr mehr als 50 Fälle von Hexenverbrennungen. Die Dunkelziffer liege jedoch viel höher, warnt die Organisation.

Erst im Februar sorgte ein Fall für Entsetzen: In Mount Hagen im Hochland des pazifischen Inselstaates zwischen Indonesien und Australien wurde eine junge Mutter auf grausame Weise getötet, weil Nachbarn sie als Hexe bezichtigt hatten. Auslöser war der Tod eines Sechsjährigen, der die Angehörigen nach einem Schuldigen suchen ließ. Die 20-jährige Kepari Leniata wurde wegen angeblicher übernatürlicher Kräfte gefoltert und anschließend auf einer Müllhalde mit Benzin übergossen und verbrannt. Ein Video der Verbrennung schockierte weltweit.

Nur wenige Wochen später konnte die Polizei zwei weitere Frauen gerade noch retten. Auch ihnen wurde der Tod eines Kindes vorgeworfen. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass das Mädchen von zwei Männern vergewaltigt und ermordet worden war, die sich selbst dem Lynchmob angeschlossen hatten.

"Überzeugung der Leute ändern"

Menschenrechtler begrüßten den Beschluss des Parlaments am Mittwoch. "Die größte Herausforderung ist, die weit verbreitete Überzeugung der Leute zu ändern, dass es Hexerei gibt und Hexen bestraft werden müssen", sagte Julie MacKay, Vorsitzende der australischen Frauenorganisation Australian National Committee for UN Women.

Kritik an Ausweitung der Todesstrafe

Doch auch wenn das Gesetz nun aufgehoben wurde, gibt es für Menschenrechtler weiterhin Grund zur Besorgnis und Kritik. Die Abgeordneten des Landes haben nämlich gleichzeitig den Einsatz der Todesstrafe ausgeweitet. Korruption, die Herstellung von gepanschtem Alkohol und das Anbauen von Marihuana-Pflanzen kann künftig mit dem Tode bestraft werden. Die Todesstrafe gibt es in Papua-Neuguinea seit 1954, zur Anwendung ist sie bisher aber nie gekommen.

"Der Widerruf des Hexerei-Gesetzes war überfällig. Aber wir sind entsetzt, dass die Regierung versucht, eine Art der Gewalt zu beenden und gleichzeitig staatliche sanktionierte Gewalt auszuweiten", sagte Isabelle Arradon von Amnesty International in einer Stellungnahme.

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