Papst will Katholiken zu Ehe und Familie befragen

Papst Franziskus startet eine Meinungsumfrage als Vorbereitung der Sondersynode.

Papst Franziskus hat sein Ohr nah bei den Gläubigen. Dies demonstriert er seit seinem Amtsantritt. Doch nun lässt der Vatikan mit einer ungewöhnlichen Initiative aufhorchen: Der Papst startet eine große Meinungsumfrage und will dabei wissen, was den 1,2 Milliarden Katholiken in aller Welt auf dem Herzen liegt. Da der Pontifex die nächste Sondersynode vom 5. bis 19. Oktober 2014 zum Schwerpunkt „Familie“ einberufen hat, konzentriert sich der Fragebogen auf alle Themen rund um Familie und Ehe. Auch heikle Fragen wie Empfängnisverhütung, Scheidung und Homo-Ehe werden angesprochen.

Der neu ernannte Generalsekretär der Bischofssynode, Lorenzo Baldisseri, hat die Umfrage an alle nationalen Bischofskonferenzen geschickt. Erstmals werden Bischöfe dazu aufgefordert, „den Fragebogen schnell und umfassend an alle Dekanate und Gemeinden zu verteilen, um die Beiträge lokaler Quellen einbeziehen zu können.“ Die Bitte äußerte Bischof Baldisseri in einem eigenen Schreiben an seine Kollegen, das der Umfrage beigelegt wurde. Indem die Kirchen diese Fragen beantworteten, nähmen sie „aktiv“ teil an der Vorbereitung der Synode, deren Ziel es sei, das Evangelium unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten zu verkündigen, denen Ehe und Familie heute ausgesetzt seien. Die Zeit eilt, denn die Antworten sollen am besten noch in diesem Jahr, spätestens jedoch Ende Jänner 2014 im Vatikan eintreffen.

Online-Fragebogen

Die Bischofskonferenz von England und Wales hat bereits den zehnseitigen Online-Fragebogen auf ihre Internetseite gestellt. „Sie können sich aktiv an der Vorbereitung der Synode beteiligen“, versucht man Gläubige zur Teilnahme zu motivieren. Die Antworten der Katholiken werden bei der Bischofssynode als Arbeitsgrundlage dienen. Papst Franziskus wird schließlich entscheiden, welche Konsequenzen er daraus zieht und mögliche Reformen einleiten. Neue Richtlinien für die Seelsorge sind aber nicht vor dem Jahr 2015 zu erwarten.

Im Fragebogen werden auch heikle Themen angeschnitten wie Viel-Ehe (Polygamie) und Ehen zwischen Partnern verschiedener Glaubensrichtungen. Aber auch Probleme von Alleinerzieherinnen oder der „gegenüber der Kirche feindlich eingestellte“ Feminismus thematisiert. Einige Beispiele konkreter Fragen, die sich im Spannungsfeld zwischen Kirchenmoral und gelebter Realität bewegen, lauten: „Wie weit drückt die Kirche Gottes Barmherzigkeit gegenüber Geschiedenen, Wiederverheirateten oder Homo-Ehen aus?“ „Welche pastorale Unterstützung kann gleichgeschlechtlichen Paaren, die Kinder adoptieren, geboten werden?“ „Wie gehen Eheleute damit um, dass künstliche Verhütung verboten ist?“

Hier geht's zum Fragebogen

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