Papst Johannes Paul II. hatte eine Seelenfreundin

Gemeinsame Campingausflüge und Skiferien: Briefe belegen die Freundschaft.

Über Jahrzehnte hinweg soll Papst Johannes Paul II. eine enge Beziehung zu einer verheirateten Frau gepflegt haben. Das zeigt eine BBC-Dokumentation, die heute, Dienstag, um 20.15 Uhr auf Arte gezeigt wird. Es habe sich um ein rein freundschaftliches Verhältnis gehandelt, stellen die Autoren der Dokumentation klar; es gebe keine Hinweise darauf, dass Karol Wojtyla den Zölibat gebrochen habe.

Dennoch seien sich die verheiratete Mutter von drei Kindern und der Geistliche über drei Jahrzehnte auch emotional sehr nahe gewesen, so der Bericht. Laut der Dokumentation hatte der damalige Kardinal von Krakau, Karol Wojtyla (1920–2005), seit Beginn der 70er-Jahre eine intensive Beziehung zu der polnisch-amerikanischen Philosophin Anna-Teresa Tymieniecka (1923–2014). Dies war in Insider-Kreisen allerdings bereits bekannt. Neu ist, dass mehrere Hundert Briefe und Privatfotos die Seelenverwandtschaft der beiden dokumentieren.

Die Beziehung begann, als Tymieniecka dem Kardinal von Krakau anbot, sein Buch "Person und Tat" ins Englische zu übersetzen. Aus dem Briefwechsel über philosophische Fragen entwickelte sich eine persönliche Korrespondenz, und bald kam es auch zu Begegnungen. Karol Wojtyla und Anna-Teresa Tymieniecka sollen gemeinsame Camping-Ausflüge und Skiurlaube gemacht haben. Ein Foto zeigt die beiden beim Wandern vor einem Zelt; Wojtyla trägt kurze Hosen und T-Shirt.

Tiefe Gefühle

Laut den BBC-Autoren geht aus dem Briefwechsel hervor, dass Anna-Teresa Tymieniecka tiefe Gefühle für den damaligen Kardinal hegte. In der Dokumentation bleibt unklar, wie weit Wojtyla sich über die Gefühle der aus einer polnisch-französischen Adelsfamilie stammenden Frau im Klaren war.

Jedenfalls habe der Kardinal den Kontakt zu ihr nicht abgebrochen. Im Gegenteil: Er stand dazu und habe hervorgehoben, dass die enge Beziehung für ihn ein Geschenk Gottes sei. In einem Schreiben an seine Freundin aus dem Jahr 1974 betont Wojtyla, er habe vier ihrer Briefe erneut gelesen, weil sie so "bedeutungsvoll und zutiefst persönlich " seien.

Als Wojtyla 1978 zum Papst gewählt wurde, blieb der Kontakt bestehen. Tymieniecka besuchte ihn auch im Vatikan. Noch einen Tag vor dem Tod des Papstes kam die Philosophin an sein Krankenbett.

Laut der britischen Zeitung The Guardian distanzierte sich der Vatikan von dem BBC-Bericht. Er enthalte "mehr Rauch als Feuer". Es sei bekannt, dass der Papst Freundschaften mit mehreren weiblichen Bekannten pflegte, zu denen er ebenfalls in langjährigem Briefkontakt stand.

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