Papst, Malala, Helmut Kohl: Wer gewinnt?

Er hat die besten Chancen - zumindest bei den Wettanbietern: Papst Franziskus wäre der erste Papst, der den Friedensnobelpreis bekommt.
278 Kandidaten stehen zur Wahl – die Wettbüros haben sich auf ein paar Favoriten eingeschossen.

Er wäre der erste Papst der Weltgeschichte, der den Preis gewinnt – und geht man nach den Quoten der britischen Wettbüros, dürfte er ihn auch bekommen: Papst Franziskus wird als aussichtsreichster Kandidat auf den Friedensnobelpreis gehandelt, der am Freitag in Oslo verliehen wird. 5:2 schätzt das britische Wettbüro William Hill seine Chancen ein, Konkurrent Paddy Power sieht sie gar bei 9:4.

Papst, Malala, Helmut Kohl: Wer gewinnt?
Actor, writer and director Ben Affleck (C) and Cindy McCain (L), applaud Denis Mukwege, (L), Medical Director of the Panzi Hospital in the Congo, at the Senate Foreign Relations Committee on Capitol Hill in Washington February 26, 2014. REUTERS/Gary Cameron (UNITED STATES - Tags: POLITICS ENTERTAINMENT)
Begründet würde die Verleihung wohl mit dem äußerst hervorstechenden gesellschaftlichen Engagement des gebürtigen Argentiniers – immer wieder hat sich der Papst zuletzt politisch geäußert, auch kirchenuntypische moralische Haltungen eingenommen. Konkurrenz bekommt der leidenschaftliche Fußballfan aus Afrika und Pakistan – glaubt man den Wettbüros: Denn auchMalala Yousafzai- jene 17-Jährige, deren Kinderrechts-Engagement durch einen Anschlag der Taliban traurige Berühmtheit erlangte -, als auch der kongolesische Arzt Denis Mukwege haben offenbar gute Chancen, den Preis zu bekommen. Der 59-jährige Gynäkologe, dem die Wettanbieter sogar eine 5:1 bzw. 6:1-Quote zugestehen, hat sich mit der Gründung einer Klinik für Opfer sexueller Gewalt verdient gemacht.

Kandidaten-Rekord

Neben diesen drei Favoriten ist aber noch eine hohe Zahl anderer Kandidaten im Rennen. Insgesamt 278 sind es, so viele wie noch zuvor. Das Komitee in Oslo hält sich allerdings bedeckt, was konkrete Namen angeht: Jene möglichen Laureaten, von denen die Öffentlichkeit weiß, sind entweder logische Anwärter – oder die Personen, die sie nominiert haben, machten dies im Vorfeld bekannt.

Spekulationen sind somit die einzig verlässliche Konstante vor der Preisverleihung – befeuert werden die Ratespiele Jahr für Jahr auch durch die Einschätzung des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio. Kristian Bert Harpviken, Direktor des Instituts, veröffentlicht stets vor der Wahl eine persönliche Shortlist. Sein diesjähriger Favorit: Die japanische Initiative zur Beibehaltung des Artikels 9 in der Verfassung – dieser besagt nämlich, dass Japan sich nie wieder in kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligen soll. Die japanische Regierung hat kürzlich laut über eine „Reinterpretation“ dieser Klausel nachgedacht; die ablehnende öffentliche Resonanz darauf hat sich nun in dieser Initiative verdichtet. Die Wettbüros schätzen die Chancen der Japaner allerdings deutlich weniger hoch ein als Harpviken – die Quoten liegen bei 50:1.

Kämpfer für Transparenz

Auch auf Platz zwei hat der Osloer Forscher eine Organisation gereiht, die für die Wettprofis eher bescheidenere Chancen hat: Die russische ZeitungNovaja Gazeta, eine der letzten vom Kreml unabhängigen Medien des Landes. Bei dem Blatt, das mit finanzieller Unterstützung Michail Gorbatschows – selbst Friedensnobelpreisträger – gegründet worden war, hat auch die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja gearbeitet. In letzter Zeit hat sich die Zeitung mit ihrer im offiziellen Russland höchst unbeliebten Ukraine-Berichterstattung verdient gemacht.

Auf Platz drei des Forschers rangiert zu guter Letzt Edward Snowden: Der NSA-Whistleblower war ja vor nicht allzu langer Zeit mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden – ein Indiz dafür, dass er auch den Osloer Preis erhalten könnte. Einzig sein Aufenthalt in Russland könnte ihm schaden: "Er wird von seiner Regierung offiziell als Verräter gesucht, und sucht Schutz in Russland - bei einer Regierung, die heute noch umstrittener ist als damals", sagt Berg Harpviken im Interview mit der dpa.

Überraschungen willkommen

Historisch wird die Entscheidung aber auf jeden Fall. Vor allem auch deshalb, weil das fünfköpfige Komitee – die Mitglieder wurden die vom norwegischen Parlament ausgewählt und ernannt – immer gerne auf Überraschungen setzt. So könnte es etwa durchaus sein, dass man das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls zum Anlass nimmt, um den deutschen Altkanzler Helmut Kohl zu ehren – obwohl dessen Chancen bei den Spekulanten nicht besonders hoch stehen. Aber das hat den Preisträgern bekanntlich noch nie geschadet.

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