Limburger Bischof: 20 Minuten beim Papst
Papst Franziskus hat den umstrittenen Limburger Bischof Franz Peter Tebartz-van Elst empfangen, dem Verschwendung und Verschleierung in seinem Bistum vorgeworfen werden. Dies meldete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Der umstrittene Bischof hatte seit vergangenem Sonntag in Rom auf eine Aussprache mit dem Papst gewartet. Diese hat dann nur 20 Minuten gedauert, so Domradio.de.
Ob Tebartz-van Elst, wie von vielen Seiten gefordert, dem Kirchenoberhaupt den Verzicht auf sein Amt angeboten hat, wurde nach dem Gespräch zunächst nicht bekannt. Der Vatikan bestätigte in einer Mitteilung nur das Treffen, veröffentlichte aber keine Details zum Inhalt des Gesprächs. Das sei bei Privataudienzen so üblich, hieß es. Gemunkelt wird aber, dass er ein Jahr ins Kloster müsse.
Explodierende Kosten
Tebartz-van Elst steht wegen eines Strafbefehls wegen Falschaussage und der auf mindestens 31 Millionen Euro explodierten Kosten für seinen Bischofssitz in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, die Kosten mit verursacht zu haben und eigenmächtig und verschwenderisch mit Bistumsgeld umgegangen zu sein.
Der Papst reagierte nach Informationen der FAS während seines vertraulichen Gesprächs mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag entsetzt, als Zollitsch ihn darüber informierte, dass die Baukosten in Limburg auf bis zu 40 Millionen Euro steigen könnten. "Wie bitte?", soll Franziskus daraufhin gestöhnt haben.
Limburger planen Zukunft ohne Tebartz
Indes wächst auch der Widerstand in Limburg selbst. Weil den Limburger Katholiken durch die Abwesenheit des Bischofs die entscheidende Führungskraft abhandengekommen ist, wollen sie jetzt dazu übergehen, die Arbeit in Eigenregie fortzuführen. Die wichtigste Forderung im Ordinariat lautet, es sollte möglichst bald ein Krisenstab gebildet werden, um überhaupt noch Entscheidungen treffen zu können, berichtet Spiegel Online. Ratlogikeit herrscht auch bezüglich eines Gesangbuches. Dieses soll nun ohne Vorwort des Limburger Bischofs gedruckt werden.
Meisner ebenfalls beim Papst
Neben Tebartz-van Elst hat auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (79) am Montag eine Audienz bei Papst Franziskus. Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln, Meisner galt bisher als Unterstützer von Tebartz-van Elst.
Eine teure neue Residenz, ein Luxusflug nach Indien, prunkvolle Gottesdienste - nach Verschwendungsvorwürfen dieser Art gerät der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zunehmend unter Druck. Ein Rückblick:
19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin Der Spiegel. Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.
29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.
28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.
9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.
25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.
29. August: Das streng konservative "Forum Deutscher Katholiken" ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.
1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.
9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.
23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.
25. September: In Zusammenhang mit dem Flug nach Indien beantragt die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl.
7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.
10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche", sagt er der "Bild"-Zeitung.
13. Oktober: Zeitungen berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Tebartz-van Elst reist nach Rom, um mit Papst Franziskus zu sprechen.
17. Oktober: Der Papst empfängt Erzbischof Zollitsch. In dem Gespräch geht es auch um den Skandal in Limburg. Details werden nicht bekannt.
18. Oktober: Die Kirchenkommission beginnt damit, die Vorgänge um den Bau des Bischofssitzes zu prüfen.
21. Oktober: Papst Franziskus empfängt den Limburger Bischof.
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