"Den bringt keiner so schnell um"

Papst Franziskus wendet sich den Gläubigen zu, auch den Kleinsten: Sein Reformeifer kommt auch in der römischen Kurie gut an.
Wie der lateinamerikanische Papst die katholische Kirche verändern möchte.

Papst Franziskus hat eine Militärdiktatur überlebt, den bringt keiner so schnell um, keine Sorge,“ lässt der Rektor des päpstlichen Instituts Santa Maria dell’Anima in Rom, Franz Xaver Brandmayr, dem österreichischen Pastoraltheologen Paul Zulehner ausrichten. Der macht sich Sorgen, dass Franziskus mit seinen Reformbemühungen zu weit geht und sagte im ORF: „Manche Leute fürchten auch, dass es den Konservativen zu viel ist und dass manche auch daran denke, ihn umzubringen. Es gibt solche Gerüchte.“

Reformwille ist da

„In Rom liebt man Gerüchte, aber das ist Unfug“, sagt Brandmayr zum KURIER. Papst Franziskus begeistert mit seinem neuen Stil. Auch in der Administration sei die Bereitschaft, etwas zu verändern groß. „Nur beim Zölibat ist immer der Rolladen runtergefallen. Jetzt wird endlich offen darüber diskutiert, das ist doch gut“, sagt der Rektor der katholischen Universität. Er selbst wäre nur deshalb für die Abschaffung der Ehelosigkeit, damit „schiefe Situationen bereinigt werden können, aber leider bin ich gar nicht so überzeugt, dass viele Priester das auch bereinigen wollen. Manche fahren sehr bequem damit und manche fahren auch doppelgleisig“, umschreibt er vielsagend komplizierte Liebesverhältnisse.

Die Aufhebung des Zölibats würde die Rolle der Nichtverheirateten dann aufwerten, glaubt Brandmayr.

Papst Franziskus sei nicht nur in dieser Sache ein „realistischer Jesuit“. Er hätte viel Humor, sei aber auch sehr direkt und sehr nüchtern, er will schauen, was die reformierte Kurie unter seinem neuen zweiten Mann, dem künftigen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, zusammenbringen wird.

Er ist ein Lateinamerikaner, sagen alle, die den Papst näher kennen. Er hat eine andere Geschichte und auch eine andere Blickweise als Europäer.

Jede Menge Geschichten kursieren über den neuen Papst: Als ihn ein Priester mit Heiliger Vater angesprochen hat, hat er spontan „Heiliger Sohn“ geantwortet. Seine Ehrlichkeit sei verblüffend. Dass er noch immer im Gästehaus Santa Marta wohnt, begründete Franziskus einmal damit, dass er „aus psychiatrischen Gründen Leute um sich brauche“, denn sonst müsste er sich einen Psychiater nehmen. Kein Witz ist auch, dass die Reparatur seines alten Autos teurer kam, als die Anschaffung eines neuen. „Aber so ist er halt. Armut kann manchmal ganz schön teuer sein“, kommentiert Rektor Brandmayr. Auch dass er sich vor Königin Rania von Jordanien verbeugte, nahmen dem Argentinier manche übel. Die Erklärung sei aber ganz einfach. Die schöne Muslima habe dem Papst einfach gefallen.

Wie in der Ostkriche

Möglicherweise habe er deshalb die „Schwulen-Lobby“ in Rom erwähnt. In dieser Hinsicht sei der Papst konservativ. Da verstehe er viel eher die Anliegen von Priestern, die heiraten wollen – so wie es die orthodoxe Kirche erlaubt.

Dompfarrer Toni Faber gibt sich in der Frage des Zölibats optimistisch: „Aber es wird ein Ringen und Auseinandersetzungen geben. Wir beten für den Papst, aber um sein Leben fürchte ich nicht.“

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