USA

Texas: Mit Schusswaffen zur Arbeit

Ein neues Gesetz erlaubt das offene Tragen von Handfeuerwaffen.

Die mächtige US-Waffenlobby, die National Rifle Association (NRA), hat allen Grund zum Jubeln: In Texas, dem zweitbevölkerungsreichsten US-Bundesstaat, dürfen Schusswaffen nun offen getragen werden.

Mit dem am 1. Jänner in Kraft getretenen Gesetz kann jeder, der über eine Lizenz verfügt, seine Handfeuerwaffe bei der Arbeit, beim Einkaufen oder beim Essen im Restaurant offen in Holstern am Gürtel oder um die Schulter tragen. Das neue Gesetz betrifft fast eine Million der insgesamt knapp 27 Millionen Einwohner von Texas. Die Bewegung "Open Carry" hatte jahrelang für die Gesetzesänderung gekämpft. Waffengegner sind entsetzt und rechnen mit noch mehr Bluttaten.

"Abschreckung"

Mehr als 40 der 50 US-Bundesstaaten erlauben das offene Tragen von Waffen bereits, allerdings mit verschiedenen Einschränkungen. Befürworter von "Open Carry"-Gesetzen meinen, dass offen getragene Waffen potenzielle Straftäter abschrecken. Kritiker sind der Ansicht, dass Polizisten verantwortungsvolle Waffenträger nur noch schwer von Kriminellen unterscheiden könnten.

Geschäfte und Restaurants in Texas dürfen künftig selbst entscheiden, ob sie Kunden mit offen getragenen Waffen durch entsprechende Schilder den Zutritt verweigern wollen. Befürworter von "Open Carry" drohen bereits, dann kein Geld mehr dort ausgeben zu wollen. Offen oder verdeckt getragene Waffen bleiben in Bars, Vergnügungsparks, Gotteshäusern, Gerichtsgebäuden und bei Sportveranstaltungen aber verboten.

Das in der Verfassung verankerte Recht auf Waffenbesitz ist in den USA ein äußerst brisantes Thema. Barack Obama kämpft seit Langem für schärfere Gesetze, doch der Kongress spielte nicht mit. Nun will der US-Präsident im Alleingang zumindest einige Regeln ändern: Per Anordnung soll wenigstens die Überprüfung potenzieller Waffenkäufer verbessert werden.

"Ich erhalte zu viele Briefe von Eltern und Lehrern und Kindern, um einfach herumzusitzen und nichts zu tun", sagte Obama vor Kurzem. Er spielte damit auf die nicht abreißende Serie von Blutbädern im Land an. "Wir wissen, dass wir nicht jeden Gewaltakt verhindern können. Aber wie wäre es, wenn wir versuchten, wenigstens einen zu verhindern?", sagte er.

Tatsächlich sind Barack Obamas geplante Maßnahmen wegen rechtlicher Grenzen bescheiden genug. Dennoch gibt es im Vorfeld bereits massive Kritik, und der US-Präsident wird mit einem enormen Proteststurm rechnen müssen.

Rancher-Aufstand

In Oregon setzten schwer bewaffnete Rancher unterdessen die Besetzung einer Naturparkverwaltung fort. Alle Schulen in der Region blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Die etwa hundert Rancher und Aktivisten sind Mitglieder einer regierungsfeindlichen Miliz; sie protestieren gegen die erneute Inhaftierung zweier Farmer wegen Brandstiftung. Die beiden – Vater und Sohn – sollen Feuer gelegt haben, um Wilderei zu vertuschen.

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