Wer bekommt die Auszeichnung?

Die Nobelpreis-Medaille von Francis Crick
Diese Woche werden die Nobelpreisträger bekannt gegeben.

Falls Sie schon einmal eine außerordentliche, wissenschaftliche Leistung erbracht oder sich als Friedensstifter bewährt haben, bleiben Sie dieser Tage in der Nähe Ihres Telefons.

Ab Montag wird das Nobelpreis–Komitee in Stockholm, nach einem monatelangen Auswahlverfahren, die Preisträger in den Kategorien Physiologie und Medizin, Physik, Chemie, Friedensbemühungen, Wirtschaftswissenschaften und Literatur verkünden. Im September des Vorjahrs schickte dieses Komitee Einladungen an rund 3000 wissenschaftliche Einrichtungen, mit der Bitte, bis 31. Jänner Vorschläge für Nobelpreisträger nach Stockholm zu senden – ausschließlich per Post, Emails werden nicht angenommen. Seitdem wurden die Kandidaten und ihre Arbeit geprüft. Erst vergangene Woche traf das Komitee durch Mehrheitsbeschluss seine Entscheidung.
Die Gewinner erhalten in den nächsten Tagen einen Anruf aus Schweden. Wenige Minuten, bevor es die Presse erfährt.

Spekulationen

Der amerikanische Informationskonzern Thomson Reuters veröffentlicht jedes Jahr eine Liste mit den wahrscheinlichsten Nobelpreisträgern. Experten werten dafür aus, was Forscher wo publiziert haben und wie oft sie zitiert wurden. Dieser Analyse nach müsste der Physiknobelpreis 2013 an François Englert und Peter W. Higgs für die Entdeckung des Higgs-Bosons gehen. Seit 2002 lag Thomson Reuters 27 Mal richtig. Allerdings nicht bei den österreichischen Quantenphysikern Anton Zeilinger und Peter Zoller sowie dem Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr. Alle drei befanden sich schon einmal als mögliche Sieger auf der Spekulations-Liste.

Seit der Nobelpreis 1901 vergeben wird, durften ihn 29 Menschen mit österreichischen Wurzeln entgegen nehmen. Einige davon wurden in der Monarchie geboren, sind ausgewandert oder vertrieben worden. Doppelt erwähnenswert ist Bertha von Suttner. Die Friedens- und Frauenrechtsaktivistin war Vertraute von Alfred Nobel und ist den meisten Österreichern nur mehr von der 2-Euro-Münze bekannt. Zu unrecht: Sie erhielt 1905 als erste Frau und zugleich erste Österreicherin einen Nobelpreis, jenen für Friedensbemühungen (Im gleichen Jahr bekam ihn Philipp Lenard für Physik). Ihr Kampf gegen Krieg und ihr berühmtes Werk „Die Waffen nieder!“ haben Nobel beeinflusst, überhaupt einen Friedenspreis zu stiften.

Die bislang letzte Nobelpreisträgerin aus Österreicher ist Elfriede Jelinek (2004, Literaturnobelpreis). Neben ihr und von Suttner erhielten 41 Frauen die Auszeichnung – und 819 Männer bzw. Organisationen.

Nobelfahrplan: Die Preiswoche

07.10.: Bekanntgabe des Preisträgers
für Physiologie und Medizin um 11.30 Uhr
08.10.: Physik um 11.45 Uhr
09.10.: Chemie um 11.45 Uhr
11.10.: Friedensbemühungen um 11 Uhr
14.10.: Wirtschaftswissenschaften um 13 Uhr
Für Literatur gibt es noch keinen Termin.
5.-13. Dezember: Die Nobelwoche inkl. Preisverleihung am 10.12. findet in Stockholm statt. Nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo vergeben. Porträts der Preisträger lesen Sie diese Woche im KURIER.

Bisher galt der Nobelpreis als größte wissenschaftliche Auszeichnung. Junge Milliardäre der Internetgeneration könnten dies bald ändern. Yuri Milner, ein russischer Internetfirmen-Anleger, bescherte mit dem „Fundamental Physics Prize“ neun Gewinnern je drei Millionen US-Dollar (2,22 Mio. Euro). Seine Kriterien: Die prämierten wissenschaftlichen Theorien müssen „bahnbrechend“, aber noch nicht bewiesen sein.

An Biowissenschaftler und Mediziner richtet sich der „Breakthrough Prize in Life Sciences“, ebenfalls im Wert von drei Mio. US-Dollar. Er wird seit diesem Jahr vergeben und u.a. von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Google-Entwickler Sergey Brin finanziert. Das Ziel der neureichen Stifter: Jungen Menschen zeigen, dass man auch als Wissenschafter zu Ruhm und Geld kommen kann. Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel hält davon wenig. „Ich glaube nicht, dass jemand in die Wissenschaft geht, um Preise zu gewinnen, sondern weil er es liebt, Entdeckungen zu machen.“

Auszeichnungen in Asien

Der Shaw-Preis wird als „Nobelpreis des Ostens“ bezeichnet. Seit 2004 stiftet der chinesische Filmproduzent und Medienunternehmer Run Run Shaw den mit einer Million US–Dollar dotierten Preis. Nominierte sind in den Bereichen Lebenswissenschaft, Medizin, Astronomie und Mathematik tätig. Ab 2014 könnte dieser vom „Tang-Preis“ Konkurrenz bekommen. 40 Millionen Taiwanesische Dollar (1,01 Mio. Euro) sollen an Wissenschaftler gehen, die sich in nachhaltiger Entwicklung, Biopharmazie, Sinologie und Rechtskunde verdient machen.

Der schwedische Forscher und Großindustrielle Alfred Nobel (1833-1896) vermachte sein Vermögen einer Stiftung, aus deren Zinsen Preise finanziert werden sollten. Der Erfinder des Dynamits meldete insgesamt mehr als 350 Patente an. Seit 1901 wird der Nobelpreis jährlich am 10. Dezember, dem Todestag von Nobel, in Stockholm verliehen. Der schwedische König übergibt die wissenschaftlichen Preise, die jeweils an bis zu drei lebende (!) Personen oder Organisationen gehen können. Die Dotierung der Auszeichnung stieg von ehemals 150.800 Schwedischen Kronen auf zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro). Seit 2012 muss die Nobelstiftung allerdings sparen. Das Preisgeld wurde auf acht Millionen Kronen (920.000 Euro) reduziert.


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