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New York bleibt eine geteilte Stadt

New York bleibt eine geteilte Stadt
In vielen Teilen der Stadt weiter kein Strom, kein Öl, keine Heizung. Und Anfang der Woche soll es kräftig abkühlen.

Es wurde Licht. Freitag, spät am Abend. Noch immer nicht für alle New Yorker, aber zumindest hier am Gramercy Park. Was für eine Erleichterung. Ein Licht muss auch den Verantwortlichen im Rathaus aufgegangen sein, als sie am gleichen Abend den New York City Marathon abgesagt haben. Vor allem drei riesige Generatoren, die im Central Park ein Medien-Zelt mit Licht und Wärme versorgen sollten, hatten für Unmut gesorgt. Damit könnte man 400 Leuten, die seit Tagen durch Hurrikan Sandy ohne Licht und Heizung existieren müssen, das Leben erleichtern, schimpften aufgebrachte Bürger. Auch Unmengen an Treibstoff verbrauchen solche Maschinen. Und daran mangelt es in New York und Umgebung überall.

Öl-Terminals, wo normalerweise die Tanker entladen werden, können nicht arbeiten, weil sie keinen Strom haben. Und in wichtigen Raffinerien ruht die Arbeit wegen Überflutung. Ein Kälteeinbruch im Großraum New York wird voraussichtlich Anfang nächster Woche die Temperaturen auf zwei bis drei Grad Celsius sinken lassen. Viele Tausende Amerikaner müssen dann ohne Heizung auskommen.

In Long Island haben 70 Prozent der Tankstellen geschlossen, in New Jersey 60 Prozent. Sobald es sich herumspricht, wo es in Manhattan noch Benzin gibt, bilden sich endlose Warteschlangen. Da immer wieder Leute die Nerven verlieren, sind die letzten offenen Tankstellen von Security und Polizei bewacht.

Zwei Welten

New York bleibt eine geteilte Stadt
Freitagnachmittag bin ich auf der völlig auto- und menschenleeren Park Avenue unterwegs. Ich will nach Uptown, mein Handy wieder einmal aufladen. Als sich nach langer Zeit drei Taxis nähern, winke ich hoffnungsvoll. Sie brausen voll besetzt an mir vorbei. Dafür fährt ein schwarzer Kleinbus auf mich zu: „Wohin wollen Sie?“ – „Auf die 47. Straße zwischen 7.
und 8.“ – „Wie viel zahlen Sie?“ – „20 Dollar“ – „O.k.“ Der junge Lenker erzählt mir, dass er normalerweise Kinder transportiert, wegen der geschlossenen Schulen seit Tagen kein Business mehr gehabt und gerade drei Stunden auf Benzin gewartet hat.

Wie in den Tagen zuvor nimmt der Verkehr nach der 42. Straße sprunghaft zu. Viele Autos, viele Busse, unzählige Fußgänger, offene Geschäfte, beleuchtete Auslagen, funktionierende Ampeln. Hier oben fließt Strom. Seit dem Sturm ist Manhattan eine geteilte Stadt.

Glücklicherweise waren meine Schwester und ich gut vorbereitet, weil eine eventuelle Stromabschaltung angekündigt wurde. Darauf hatten wir uns mit Taschenlampen und Batterien eingedeckt und die Badewanne gefüllt. Wird das Wasser doch elektrisch in jene große Behälter auf den Dächern Manhattans gepumpt, die für den nötigen Druck in den Leitungen sorgen. Sind die Wasserbehälter leer, rinnt kein Wasser mehr. Dienstag war es so weit. Als Eiskasten und Tiefkühler zu tropfen beginnen, legen wir die New York Times darunter.

So viel geschlafen wie in dieser Woche habe ich noch nie. Und das in der City, die niemals schläft. Wenn es finster wurde am Abend, ging ich ins Bett und schloss die Augen. Spätestens um 20 Uhr. Mithilfe einer Taschenlampe zu lesen, ist nicht mein Ding. Das habe ich zuletzt als Kind unter der Bettdecke gemacht.

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