Tätowierte Stewardess unerwünscht

REFILE - CHANGING RESTRICTIONS An Airbus A320 airliner from Air New Zealand is seen in this undated file photo. One person has been found dead and six are missing following the crash of an Airbus airliner off the southwestern coast of France on November 27, 2008, regional authorities said. A spokesman for the Pyrenees-Orientales prefecture, in southwestern France said the plane was an Air New Zealand aircraft. REUTERS/Airbus/Handout (FRANCE). FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS.
Eine zweifache Mutter wurde von Air New Zealand abgelehnt, weil ihren Unterarm ein traditionelles Maori-Tattoo ziert.

Eigentlich wirbt Air New Zealand mit der Kunst der neuseeländischen Ureinwohner - seit 1973 ist die Flotte auch mit einem Maori-Logo unterwegs. Eine Flugbegleiterin mit einer Ta-Moko-Tätowierung ist bei der Fluglinie jedoch nicht gern gesehen. Dies musste Claire Nathan feststellen, als sie sich bei der Airline um ihren Traumjob als Stewardess bewarb und im vergangenen Monat zum Bewerbungsgespräch geladen wurde.

"Das Interview verlief vorerst gut", erzählte die Mutter von zwei Kindern dem New Zealand Herold, bis es zu der Frage kam, ob sie irgendwelche sichtbaren Tätowierungen habe. Sie bejahte und zeigte den traditionellen Maori-Hautschmuck auf ihrem Unterarm.

Sichtbare Tätowierungen seien nicht erlaubt, erfuhr Nathan daraufhin. Sie wies die Personalchefin darauf hin, dass sie eine Maori sei und es sich hierbei um eine traditionelle Ta-Moko-Tätowierung handle. Doch das Bewerbungsgespräch sei daraufhin abgebrochen worden – mit der Begründung, dass das Tattoo von der Uniform nicht verdeckt werden würde. Sie könne sich aber für den Frachtbereich bewerben. „Ich war total geschockt und konnte nicht glauben, was ich da hörte“, so Nathan.

Sie wandte sich daraufhin ans Fernsehen. Gegenüber Maori TV sagte sie am Montagabend: "Ich dachte, sie wären stolz, wenn jemand mit einem Ta Moko die Fluggesellschaft repräsentiert". Niemals habe sie gedacht, dass dieses Kulturerbe ihre Karrierechancen beeinflussen könne.

Unverständnis

Tätowierte Stewardess unerwünscht
An Air New Zealand plane taxis at Auckland International Airport September 14, 2001. Air New Zealand reported losses of NZ$1.4 billion ($593 million) on Thursday as the government propped up the troubled national carrier with NZ$550 million. Air New Zealand's unit Ansett Australia -- Australia's second-largest airline -- collapsed on Friday, threatening tens of thousands of jobs. REUTERS/Nigel Marple
Von dem Fall erfuhr auch Neuseelands Premier John Key. Er zeigte sich von der Entscheidung der Airline überrascht: „Offenbar haben sie ein Problem damit. Ich verstehe nicht, warum so entschieden wurde, sind Tätowierungen heutzutage doch eigentlich nichts Ungewöhnliches mehr“.

Die Passagiere kämen aus verschiedenen Kulturen, verteidigte sich Air New Zealand in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Maori TV. "In vielen Kulturen werden Tätowierungen als etwas Beängstigendes und Einschüchterndes wahrgenommen." Key, der gleichzeitig Neuseelands Tourismusminister ist, kann sich auch das nicht erklären. Er glaube nicht, dass die traditionellen Motive Touristen abhalten würden. Immerhin gäbe es bei den verschiedenen, unter Besuchen beliebten Maori-Veranstaltungen viele Tätowierungen zu sehen, erklärte Key dem New Zealand Herald.

Auch Vertreter der Maoris kritisierten die Personalpolitik der Fluglinie. Air New Zealand habe sich mit der Aktions ins eigene Fleisch geschnitten, so der Parlamentarier Tau Henare. "Es ist ein schönes Stück Kunst, das sie (Anm. Claire Nathan) da auf dem Unterarm trägt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Touristen bei dessen Anblick die Flucht ergreifen würden."

Offenbar zeigte Nathans Widerstand Wirkung - die Airline versprach mittlerweile, die Richtlinien zu überprüfen.

Tätowierte Stewardess unerwünscht
A Maori warrior performs during an official welcome ceremony for the Rugby World Cup in Auckland September 3, 2011. REUTERS/Stefan Wermuth (NEW ZEALAND - Tags: SPORT RUGBY)

Tradition

In den Anzeigen und Werbespots von Air New Zealand treten oft neuseeländische Stars mit großen Tätowierungen auf, auch Mitglieder des legendären Rugby-Teams "All Blacks". Das Ta Moko, oft großflächig und im Gesicht in die Haut gestochen, war früher ein Initiationsritus. Die Tradition lebt seit den 90er-Jahren wieder auf. Etwa 15 Prozent der Einwohner Neuseelands identifizieren sich als Maori.

Nachgefragt

Von den Austrian Airlines (AUA) hieß es auf KURIER-Nachfrage, dass laut Richtlinien sichtbare Tätowierungen bei Flugbegleitern ebenfalls nicht erwünscht seien. Solange der Hautschmuck jedoch überschminkt oder sonst auf adäquate Weise verdeckt werden könne, seien Tattoos beim Flugpersonal kein Problem, so die Pressestelle.

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