Tätowierte Stewardess unerwünscht

Eigentlich wirbt Air New Zealand mit der Kunst der neuseeländischen Ureinwohner - seit 1973 ist die Flotte auch mit einem Maori-Logo unterwegs. Eine Flugbegleiterin mit einer Ta-Moko-Tätowierung ist bei der Fluglinie jedoch nicht gern gesehen. Dies musste Claire Nathan feststellen, als sie sich bei der Airline um ihren Traumjob als Stewardess bewarb und im vergangenen Monat zum Bewerbungsgespräch geladen wurde.
"Das Interview verlief vorerst gut", erzählte die Mutter von zwei Kindern dem New Zealand Herold, bis es zu der Frage kam, ob sie irgendwelche sichtbaren Tätowierungen habe. Sie bejahte und zeigte den traditionellen Maori-Hautschmuck auf ihrem Unterarm.
Sichtbare Tätowierungen seien nicht erlaubt, erfuhr Nathan daraufhin. Sie wies die Personalchefin darauf hin, dass sie eine Maori sei und es sich hierbei um eine traditionelle Ta-Moko-Tätowierung handle. Doch das Bewerbungsgespräch sei daraufhin abgebrochen worden – mit der Begründung, dass das Tattoo von der Uniform nicht verdeckt werden würde. Sie könne sich aber für den Frachtbereich bewerben. „Ich war total geschockt und konnte nicht glauben, was ich da hörte“, so Nathan.
Sie wandte sich daraufhin ans Fernsehen. Gegenüber Maori TV sagte sie am Montagabend: "Ich dachte, sie wären stolz, wenn jemand mit einem Ta Moko die Fluggesellschaft repräsentiert". Niemals habe sie gedacht, dass dieses Kulturerbe ihre Karrierechancen beeinflussen könne.
Unverständnis

Die Passagiere kämen aus verschiedenen Kulturen, verteidigte sich Air New Zealand in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Maori TV. "In vielen Kulturen werden Tätowierungen als etwas Beängstigendes und Einschüchterndes wahrgenommen." Key, der gleichzeitig Neuseelands Tourismusminister ist, kann sich auch das nicht erklären. Er glaube nicht, dass die traditionellen Motive Touristen abhalten würden. Immerhin gäbe es bei den verschiedenen, unter Besuchen beliebten Maori-Veranstaltungen viele Tätowierungen zu sehen, erklärte Key dem New Zealand Herald.
Auch Vertreter der Maoris kritisierten die Personalpolitik der Fluglinie. Air New Zealand habe sich mit der Aktions ins eigene Fleisch geschnitten, so der Parlamentarier Tau Henare. "Es ist ein schönes Stück Kunst, das sie (Anm. Claire Nathan) da auf dem Unterarm trägt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Touristen bei dessen Anblick die Flucht ergreifen würden."
Offenbar zeigte Nathans Widerstand Wirkung - die Airline versprach mittlerweile, die Richtlinien zu überprüfen.

Tradition
In den Anzeigen und Werbespots von Air New Zealand treten oft neuseeländische Stars mit großen Tätowierungen auf, auch Mitglieder des legendären Rugby-Teams "All Blacks". Das Ta Moko, oft großflächig und im Gesicht in die Haut gestochen, war früher ein Initiationsritus. Die Tradition lebt seit den 90er-Jahren wieder auf. Etwa 15 Prozent der Einwohner Neuseelands identifizieren sich als Maori.
Nachgefragt
Von den Austrian Airlines (AUA) hieß es auf KURIER-Nachfrage, dass laut Richtlinien sichtbare Tätowierungen bei Flugbegleitern ebenfalls nicht erwünscht seien. Solange der Hautschmuck jedoch überschminkt oder sonst auf adäquate Weise verdeckt werden könne, seien Tattoos beim Flugpersonal kein Problem, so die Pressestelle.
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