Neun Monate alter Bub wegen Mordversuchs angeklagt

Der Polizist, der das Baby anzeigte, wurde suspendiert. Die Anklage ist trotzdem aufrecht.

Der unglaubliche Fall eines neun Monate alten Babys, das als gefährlicher Steinewerfer gebrandmarkt werden soll, löst Entsetzen über das korrupte pakistanische Rechtssystem aus. Der kleine Musa Khan wurde von einem Gericht in Lahore vorgeladen. Lahore ist nach Karatschi die zweitgrößte Stadt in Pakistan und hat mehr als sieben Millionen Einwohner, ist also nicht irgendein hinterwäldlerisches Kaff. Musa Khan, der noch nicht gehen kann, wurde von seinem Vater und Großvater zum Gericht gebracht und nuckelte während des Verhörs laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters aufgeregt an seiner Milchflasche. Bei der Abnahme der Fingerabdrücke musste er heftig weinen. Immerhin kam es auch dem Justizbeamten seltsam vor, dass ein Baby sich wegen versuchten Mordes verantworten soll. Der Beamte ließ Musa gegen Kaution frei, fallen gelassen wurde die Anklage aber nicht.

Immerhin wurde mittlerweile der Polizist vom Dienst suspendiert, der Musas Familie und eben auch das Baby beschuldigt, ihn mit Steinen am Kopf verletzt zu haben.

Tatsächlich kam es am 1. Februar in Lahore wegen Gasabschaltungen und der explodierenden Gaspreise zu Protesten, bei denen Mitarbeiter eines Gasunternehmens von einer Menschenmenge mit Steinen beworfen wurden. Daraufhin ermittelte die Polizei und machte 30 Verdächtige ausfindig. Dabei dürfte ein hoher Polizeibeamter noch eine offene Rechnung mit Musas Familie gehabt haben. Bei einer Razzia zu den Vorfällen vom 1. Februar sei er auch von dem Baby attackiert worden. Er wurde vor wenigen Tagen vom Dienst suspendiert. Der Justizminister der Provinz Punjab kündigte Untersuchungen an. Laut Amnesty International sind pakistanische Polizisten unterbezahlt, deshalb häufig korrupt, und oft Analphabeten.

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