Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück

Blumen und Kerzen zwei Tage nach der Tat an der U-Bahn Station Olympia-Einkaufszentrum
Einen Monat nach der Tat herrscht wieder Alltagstrubel am Tatort am Olympia-Einkaufszentrum.

Der Abend des 22. Juli 2016 hat sich den Menschen in München tief in die Erinnerung eingebrannt. Neun Menschenleben löschte ein 18-Jähriger mit seinem Amoklauf aus und nahm sich dann das Leben. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, viele traumatisiert, eine ganze Stadt wurde in einen Ausnahmezustand versetzt. Einen Monat später herrscht wieder Alltagstrubel am Tatort am Olympia-Einkaufszentrum.

Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
ABD0105_20151201 - Kerzen, Blumen und ein Kreuz erinnern am 04.09.2015 auf der Theresienwiese in München (Bayern) an eine auf der Flucht vor der Polizei erschossene Kuh. Die wild gewordene Kuh war im September 2014 aus einem Münchner Schlachthof ausgebrochen, verletzte auf ihrer Flucht eine Joggerin und wurde schließlich von der Polizei zu Füßen der Bavaria auf der Theresienwiese niedergestreckt. Foto: Britta Schultejans/dpa (zu dpa "Entflohene Kuh wird Fall für die Justiz" vom 01.12.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Allein fünf Menschen hat der Amokläufer in der McDonald's-Filiale an der Hanauer Straße erschossen. Das Schnellrestaurant ist seitdem geschlossen und wird umgebaut. Die Filiale soll in der bisherigen Form nicht wiedereröffnet werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Details sollten aber erst "zu gegebener Zeit" bekannt gegeben werden.
Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
Kerzen am Zugang zur U-Bahnstation Olympia-Einkaufszentrum in München.
Eines der Opfer ist Benet A. Der 13-Jährige saß an jenem Freitagabend mit drei Freunden und zwei Freundinnen im McDonald's, als der Amokläufer plötzlich zu schießen begann. Er wird von zwei Kugeln getroffen. Eine durchschlägt die Lunge, eine den Oberkiefer des Buben. Seine drei Freunde sterben. Nach zwei Wochen im Krankenhaus ist Benet inzwischen wieder zu Hause, berichtet Birgit Lauterbach, Apothekerin und Arbeitgeberin seines Vaters. Physisch gehe es ihm besser, jedoch trauere er sehr um seine Freunde.
Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
ABD0078_20160723 - Blumen und Kerzen liegen am 23.07.2016 in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums OEZ in München (Bayern), einen Tag nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten. Die tödlichen Schüsse hat ein 18-jähriger Deutsch-Iraner abgegeben. Zehn Menschen starben, darunter der Täter. Der Schütze habe mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine gehandelt und sich danach selbst erschossen, teilten die Ermittler am frühen Samstagmorgen mit. Foto: Sven Hoppe/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Damit Benet und seine aus dem Kosovo stammende Familie bestmöglich versorgt werden können, hat Birgit Lauterbach ein Spendenkonto eingerichtet. Die Resonanz sei überwältigend, sagt sie. Der Vater ist als Fahrer in der Apotheke angestellt, die Mutter ist Hausfrau. Mit dem Spendengeld sollen beispielsweise Rechnungen für die Zahnprothesen des 13-Jährigen bezahlt werden und auch eine Kinderbetreuung für die beiden jüngeren Geschwister von Benet, während die Mutter ihn zum Arzt begleitet.
Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
ABD0067_20160724 - Mehr und mehr Trauernde nehmen am 24.07.2016 vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München (Bayern), zwei Tage nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten, an einer Mahnwache teil. Die tödlichen Schüsse hat ein 18-jähriger Deutsch-Iraner abgegeben. Zehn Menschen starben, darunter der Täter. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Mehrere Schulen in München und Umgebung sind unmittelbar von dem Amoklauf betroffen, weil Schüler getötet worden sind und andere die Tat miterlebt haben. Weitere Schulen seien mittelbar betroffen, weil Schüler Opfer kannten oder Geschwister haben, die Opfer kannten, sagt Schulamtsleiterin Alexandra Brumann. Betroffenheit habe auch an den beiden Schulen geherrscht, an denen der Täter Schüler war.
Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
Zugang zur U-Bahnstation Olympia-Einkaufszentrum in München
Noch am Abend des Amoklaufes seien einige Lehrer von Schülern via SMS informiert worden, dass Mitschüler gestorben seien. Am Tag darauf hätten sich Schulleiter und Schulräte getroffen und das Kriseninterventionsteam (KIBBS) angefordert. Schulpsychologen kümmerten sich um die Kinder und Jugendlichen. Die Schulen hätten mit unterschiedlichen Angeboten wie einem Trauerraum, Gesprächskreis, religionsübergreifender Gedenkfeier und Schweigeminute reagiert.
Nach dem Amoklauf von München kehrt langsam Normalität zurück
ABD0091_20160724 - dpatopbilder Trauernde nehmen am 24.07.2016 vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München (Bayern), zwei Tage nach einer Schießerei mit Toten und Verletzten, an einer Mahnwache teil. Die tödlichen Schüsse hat ein 18-jähriger Deutsch-Iraner abgegeben. Zehn Menschen starben, darunter der Täter. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Stadt München hat für Betroffene des Amoklaufs ein Spendenkonto und eine Servicestelle eingerichtet. Diese soll Menschen unbürokratisch Hilfe vermitteln, die durch das Erlebte psychische oder physische Verletzungen erlitten haben.

Im OEZ hatten bereits am Montag nach dem Amoklauf die Geschäfte ihren regulären Betrieb wieder aufgenommen. Blumen vor dem OEZ erinnerten nach wie vor an die Tat, sagt Centermanager Christoph von Oelhafen. Immer wieder bleiben Menschen an den Blumen, Teddys und Kerzen stehen. Die Betroffenheit ist groß, die Sehnsucht nach Normalität auch. "Verschonen Sie mich", sagt eine Anrainerin des Hauses, vor dem sich der 18-Jährige nach seinem Amoklauf erschossen hat. "Ich will damit nichts mehr zu tun haben."

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