Drogenboss "El Chapo" an USA ausgeliefert

Guzman galt als mächtigster Drogenboss der Welt.

Der mexikanische Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman ist an die USA ausgeliefert worden. Das teilte die mexikanische Regierung am Donnerstag mit. Zuvor hatte der oberste Gerichtshof Einsprüche des inhaftierten Chefs des Sinaloa-Kartells gegen seine Auslieferung zurückgewiesen. Aus mexikanischen Behördenkreisen hieß es, "El Chapo" sei nach New York gebracht worden.

Gegen Guzman lagen zwei Auslieferungsersuchen vor, eines aus Kalifornien und eines aus Texas. Die Behörden in den beiden US-Staaten werfen "El Chapo" Mord und Drogenhandel vor und wollen ihn deshalb vor Gericht stellen. Einer der Anwälte Guzmans, Andres Granados, schloss nicht aus, dass er nach einer Prüfung der Ablehnungsgründe den interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof anrufen werde.

"El Chapo" saß in einem Gefängnis in Ciudad Juarez an der Grenze zu den USA ein. Er war nach einem Gefängnisausbruch und 13 Jahren auf der Flucht im Februar 2014 gefasst worden. Er wurde ins Hochsicherheitsgefängnis Altiplano nahe Mexiko-Stadt gesperrt - und entkam im Juli 2015 in einer filmreifen Aktion durch einen Tunnel. Im Jänner vergangenen Jahres wurde er in seinem Heimat-Bundesstaat Sinaloa erneut festgenommen und inhaftiert.

Mexikos Sinneswandel

Mexiko hatte sich lange gegen die Auslieferung des Drogenbosses an die USA gewehrt. Staatspräsident Enrique Pena Nieto hatte stets erklärt, dass "El Chapo" von einem mexikanischen Gericht verurteilt werden solle. Die erneute Flucht des Drogenbosses 2015, für die dieser auch Helfer in den Reihen der Sicherheitskräfte gehabt haben muss, führte aber offensichtlich zum Sinneswandel.

Das mexikanische Außenministerium hatte einer Auslieferung des Drogenbosses ins Nachbarland im vergangenen Mai zugestimmt. "El Chapo" hatte gedroht, in diesem Fall auszupacken. Sollte er mit den US-Behörden im Gegenzug für Informationen einen Deal machen, könnte es für so manchen Politiker und Beamten in Mexiko ungemütlich werden.

Schon lange gibt es Gerüchte, dass die Regierung dem Sinaloa-Kartell bei seinen kriminellen Geschäften weitgehend freie Hand ließ. Die Idee dahinter war demnach, dass eine dominante Rolle des Verbrechersyndikats von "El Chapo" in der mexikanischen Unterwelt für Ruhe sorgen würde.

Er galt als der wohl mächtigste Drogenhändler der Welt: Bereits zweimal ist Joaquin "El Chapo" Guzman aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis getürmt. Damit soll jetzt Schluss sein. Die mexikanische Regierung hat den Chef des Sinaloa-Kartells an die USA ausgeliefert.

"El Chapo" (Der Kurze) kam 1957 in dem Dorf La Tuna de Badiraguato im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa zur Welt. Der Sohn einer armen Familie verkaufte als Jugendlicher Orangen, bevor er sich in den 1980er-Jahren der Drogenbande um Miguel Angel Felix Gallardo anschloss. Nach der Festnahme des Chefs gründete er das Sinaloa-Kartell.

Drogenboss "El Chapo" an USA ausgeliefert
Handout picture released by the Mexican Interior Ministry on January 20, 2017, shows Joaquin Guzman Loera aka "El Chapo" Guzman (C) being escorted by Mexican police forces as he is extradited to the United States on January 19, 2017, in Ciudad Juarez. Mexican drug baron Joaquin "El Chapo" Guzman, one of the world's most notorious criminals, was extradited to the United States to face charges on the eve of Donald Trump's inauguration. / AFP PHOTO / Mexican Interior Ministry / MEXICAN INTERIOR MINISTRY / Pixelation of faces was done by Mexican Interior Ministry
Das Sinaloa-Kartell gilt als eines der mächtigsten Verbrechersyndikate Mexikos. Die Bande kontrolliert im Westen des Landes den Kokain- und Marihuanaschmuggel in die USA und unterhält enge Kontakte zu kolumbianischen Drogenhändlern. Mittlerweile hat das Kartell sein Geschäftsfeld erweitert und ist nach Einschätzung von Experten auch in Produktpiraterie, Menschenhandel und Schutzgelderpressung verwickelt.

Das Verbrecherkartell hat eine starke Präsenz in den Vereinigten Staaten. Die US-Antidrogenbehörde DEA bezeichnet das Syndikat als multinationalen Großkonzern des organisierten Verbrechens. Die Allianz mit dem neuen Kartell Jalisco Nueva Generacion ist offenbar zerbrochen.

Auf der Reichenliste

Guzman war 1993 in Guatemala festgenommen worden, doch 2001 gelang ihm die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko. Mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar schaffte er es auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.

Im Februar 2014 nahmen Marineinfanteristen "El Chapo" in einem Apartment in der Küstenstadt Mazatlan im Westen des Landes fest. Gerade mal 17 Monate verbrachte der Drogenboss in Haft, dann entkam er im Juli vergangenen Jahres durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel in die Freiheit. Im Jänner 2016 wurde Guzman erneut gefasst. Nun könnte "El Chapo" den Rest seines Lebens in einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis verbringen müssen.

4. April 1957: Joaquin Guzman Loera - so der volle Namen - wird in dem Dorf La Tuna de Badiraguato im Bundesstaat Sinaloa im Nordwesten von Mexiko geboren.

1980: Guzman wird Mitglied des Guadalajara-Kartells von Miguel Angel Felix Gallardo.

9. April 1989: Felix Gallardo wird festgenommen und das Guadalajara-Kartell zerfällt. Guzman gründet das Sinaloa-Kartell.

24. Mai 1993: Bei einer Schießerei zwischen Mitgliedern des Tijuana-Kartells und des Sinaloa-Kartells auf dem Flughafen von Guadalajara kommen sieben Menschen ums Leben, darunter der Kardinal Juan Jesus Posadas Ocampo. Den Ermittlern zufolge wurde er mit "El Chapo" verwechselt.

9. Juni 1993: Guzman wird in Guatemala festgenommen und an Mexiko ausgeliefert.

22. November 1995: "El Chapo" wird zu 20 Jahren Haft verurteilt und in das Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande im Bundesstaat Jalisco gebracht.

19. Jänner 2001: Versteckt in einem Wäschewagen und mit Hilfe des Wachpersonals flieht Guzman aus dem Gefängnis.

2. Juli 2007: "El Chapo" heiratet die damals 18-jährige Schönheitskönigin Emma Coronel Aispuro.

2009: Mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar nimmt die Zeitschrift "Forbes" Guzman in die Liste der reichsten Menschen der Welt auf.

Februar 2012: "El Chapo" entgeht in Los Cabos knapp seiner Verhaftung. Zu dem Zeitpunkt treffen sich zahlreiche Außenminister in dem Badeort, um den G-20-Gipfel vorzubereiten.

Februar 2013: Die Organisation Chicago Crime Commission erklärt Guzman zum Staatsfeind Nummer 1 - ein Titel, der zuvor nur an den US-Gangster Al Capone vergeben wurde.

22. Februar 2014: Marineinfanteristen nehmen "El Chapo" in der Küstenstadt Mazatlan im Bundesstaat Sinaloa fest.

11. Juli 2015: Guzman flieht durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano.

8. Jänner 2016: Marineinfanteristen fassen Guzman nach einer Schießerei mit seinen Leibwächtern in der Stadt Los Mochis im Bundesstaat Sinaloa.

20. Mai 2016: Das mexikanische Außenministerium stimmt einer Auslieferung in die USA zu. Gerichte in den US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien haben eine Überstellung beantragt. Sie werfen "El Chapo" Mord und Drogenhandel vor.

19. Jänner 2017: Ein Gericht in Mexiko-Stadt lehnt einen Antrag Guzmans auf Schutz vor der Abschiebung ab. Damit sind alle Rechtsmittel ausgeschöpft. "El Chapo" wird an die USA ausgeliefert.

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