Gericht verurteilt toten Kreml-Gegner

Der Regierungskritiker Sergej Magnitski wurde posthum wegen Steuerbetrugs verurteilt.

Eine Strafe, die er nicht mehr abbüßen kann: Im ohnehin umstrittenen Prozess gegen den Anwalt Sergej Magnitski wurde jetzt auch ein umstrittenes Urteil gefällt. Der Regierungskritiker wurde schuldig gesprochen, Steuern hinterzogen zu haben. Nur, Magnitzki ist seit 2009 tot - er ist unter ungeklärten Umständen in Haft ums Leben gekommen.

Das Strafverfahren war international als absurd kritisiert worden, weil sich ein Toter nicht verteidigen könne. Menschenrechtler werfen der Justiz vor, damit den Ruf des regierungskritischen Anwalts nachträglich beschmutzen zu wollen. Das Gericht habe auch Magnitskis früheren Chef William Browder vom Finanzunternehmen Hermitage Capital in Abwesenheit schuldig gesprochen, hieß es. Browder, ein gebürtiger US-Bürger, wurde in Abwesenheit zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt.

Korruptionsskandal

Magnizki hatte in Russland für die US-Anwaltsfirma Firestone Duncan und für Browders Invetmentfonds Hermitage Capital gearbeitet. 2008 wurde er wegen angeblicher Steuervergehen festgenommen, nachdem er einen Korruptionsskandal staatlicher Stellen aufgedeckt hatte. Magnizki starb im November 2009 im Alter von 37 Jahren in einem Moskauer Gefängnis. Offenbar wurde er von russischen Beamten misshandelt. Im März dieses Jahres stellte die russische Justiz ihre Ermittlungen zum Tod des Anwalts ergebnislos ein.

Magnizkis Schicksal hatte den US-Kongress im vergangenen Dezember zu Sanktionen gegen russische Funktionäre veranlasst, die für den Tod des Juristen verantwortlich sein sollen. Das russische Parlament beschloss als Reaktion darauf ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger.

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