Lotto gegen Steuerhinterziehung

Lotto gegen Steuerhinterziehung
Mit dem Kassabon zum Hauptgewinn: Erfolg für Aktion der Regierung zur Hebung der Steuermoral.

So viele Kassazettel waren bei unseren Nachbarn wohl noch nie in Umlauf. Eine originelle Aktion der Regierung hat die Steuermoral der Slowaken im Handumdrehen gehoben. Gerade in kleinen Geschäften und bei Dienstleistern wie Friseur oder Nagelstudio, wo man bisher nur zu gerne auf eine Rechnung und damit auf die Mehrwertsteuer verzichtete, lassen sich viele Kunden jetzt partout eine solche ausstellen. Es gibt schließlich etwas zu gewinnen, und zwar mit dem Kassazettel.

Wenn man nämlich die offizielle Nummer der Quittung samt Datum an die staatliche Lottozentrale übermittelt, nimmt man an einer Lotterie teil, bei der es immerhin bis zu 18.000 Euro pro Runde zu gewinnen gibt, und das alle zwei Wochen.

Die ersten Gewinner sind vor wenigen Tagen gezogen worden. Der große Gewinner ist aber die Staatskasse. Sieben Millionen Kassazettel wurden inzwischen eingereicht. Eine Viertelmillion Slowaken hat in den ersten zwei Wochen an der Lotterie teilgenommen. Die Slowakei ist nicht das erste Land, das eine solche Lotterie einführt. Der EU-Staat Malta betreibt eine und in Ostasien gibt es sie in zahlreichen Staaten. In Taiwan sogar seit 1951. Dort sollen die Steuereinnahmen anfangs um 70 Prozent gestiegen sein.

„Diebstahl“

Ob und wann sich die Lotterie in der Slowakei tatsächlich bei den Steuereinnahmen bemerkbar macht und dabei die entstehenden Kosten ausgleicht, will Finanzminister Peter Kazimir vorerst nicht präzisieren. Es gehe vor allen einmal darum, das Bewusstsein der Slowaken dafür zu wecken, dass man einfach Steuer zahlen müsse:„Die Leute müssen einfach aufhören, das zu tolerieren, und begreifen, dass das schlicht Diebstahl ist.“

Der wichtigste Nebeneffekt für die Finanzbehörden ist, dass sie von den Bürgern nicht nur Kassazettel bekommen, sondern auch Beschwerden über Firmen und Geschäfte, in denen man sich weigerte, Rechnungen auszustellen. 800 solcher Meldungen habe man inzwischen überprüft, teilten die Behörden mit.

Dabei machten die Beamten überraschende Entdeckungen: Etwa eine Tankstelle, bei der man zwei Kassen laufen ließ: Eine, bei der die Mehrwertsteuer abgeführt wurde, eine andere, bei der man darauf verzichtete.

Finanzminister Kazimir persönlich wurde quasi fündig, als man ihm bei einem Besuch des Stadions in Bratislava einfach keine Rechnung ausstellte. Auf Nachfrage, so schilderte der Minister die Szene, hätten die Menschen an der Kassa Mühe gehabt, ihm eine ordentliche Quittung auszuhändigen. Sogar die politische Opposition gesteht der Regierung von Premier Fico inzwischen zu, dass die Aktion sinnvoll ist. Trotzdem treibt die Jagd auf Lottogewinne gelegentlich auch seltsame Blüten. So lassen sich in vielen Geschäften die Kunden inzwischen eine Kaufsumme auf zwei Rechnungen aufteilen; doppelte Chancen eben.

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