Nepal: Österreich hilft den Erdbebenopfern
Das Schlimmste waren die Schreie, die durch das Dorf hallten, als das Beben abklang. Es war wie ein stetiger, kollektiver Hilferuf von allen Dorfbewohnern", schildert die Ärztin Gerda Pohl die Minuten nach dem Beben. Die Österreicherin war zum Zeitpunkt der Katastrophe gerade im Bezirk Sindhupalchok, um dort für die Organisation "Phase Austria" humanitäre Hilfe zu leisten. Die Region ist eine der am schwersten betroffenen – und dass es in die meisten Orte keine Straßenverbindung gibt, verschlimmert die Situation zusätzlich.
Notunterkünfte
Die internationale Hilfe für Nepal ist voll angelaufen. Auch Österreich hilft: Aus dem Auslandskatastrophenfonds stellte die Republik 500.000 Euro zur Verfügung. Damit soll rund 75.000 Personen geholfen werden. Die Caritas hat die Nothilfe auf 250.000 Euro aufgestockt.
"Als Samstagmittag das Hauptbeben den Boden unter unseren Füßen zum schwanken brachte, herrschte Panik", berichtet die Medientrainer und Journalistin Claudia Schanza aus Nepal. "Die Einwohner zitterten vor Angst, liefen aus ihren Häusern und blieben stundenlang, tagelang in der Mitte der breiten Strassen stehen, kauerten auf Plätzen und Grünflächen, wo sie vor herabfallenden Dächern und Gebäudeteilen sicher waren", so Schanza, die selbst die Nacht nicht im Hotelzimmer, sondern im Innenhof des Gebäudes verbrachte. Und zwar gemeinsam mit Schweizern, Amerikanern und Engländern, "die alle wie ich nur eines wollten: heim".
Starker Regen
Lang kommt aus dem burgenländischen Bad Sauerbrunn, unterrichtete in Nepal Straßenkinder und studiert derzeit an einer Uni in Kathmandu Buddhismus und Tibetologie. In dem Stadtteil, wo sie lebt, sind die neugebauten Häuser sehr stabil. Die älteren Gebäude sind zerstört oder stark beschädigt. Viele Leute können nicht in ihre Häuser zurück. Seit dem Beben schlafen sie im Freien. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es stark regnet. "Die Leute frieren, sie haben keinen Schutz so wie ich (Winterschlafsack, Anm.)." Die Leute stöbern in Mistkübeln, um Plastiksäcke zu finden und sich damit zuzudecken.
Noch schlimmer als in Kathmandu ist die Lage in den Bergen. "Mönche haben erzählt, dass ganze Dörfer unter Schlamm liegen, Tote herumliegen und Schwerverletzte vergeblich um Hilfe bitten." Tina Lang appelliert an die Österreicher: "Bitte spenden Sie, Sie können sich die Not und das Elend hier nicht vorstellen."
Mindestens 3900 Menschen sind bei dem schweren Erdstoß, der Nepal am Samstag erschütterte, ums Leben gekommen. Zehntausende wurden verletzt. Laut UNICEF brauchen mindestens 940.000 Kinder dringend humanitäre Hilfe.
Kein Platz für Verletzte
Am Mount Everest ist indes die Bergung der festsitzenden Bergsteiger angelaufen. Die österreichische Bergsteigerlegende Peter Habeler hat gefordert, der Rettung der Ärmsten Priorität einzuräumen: Viele Nepalesen befänden sich in einer weit schlimmeren Notlage als die Alpinisten. Habeler sagte, die Situation im Everest-Basislager sei viel besser als in den verschütteten Dörfern. "Da fliegt der Hubschrauber drüber und sieht, dass die Häuser kaputt sind", so der 72-jährige Everest-Kenner. Man müsse befürchten, dass es in den Tälern noch viel mehr Tote gibt als bisher bekannt.
Berichte über tote oder verletzte Österreicher gab es nicht. Allerdings gab es gestern, Montag, weiter keinen Kontakt zu rund 20 der insgesamt 80 Österreicher, die derzeit in der Region sind.
Der heftige Erdstoß in Nepal war auch für das reiche Kulturerbe des Landes ein schwerer Schlag. Im Zentrum der Hauptstadt Kathmandu sowie in den angrenzenden Königsstädten Bhaktapur und Patan, die wie weitere Anlagen im Kathmandu-Tal auf der Liste des Weltkulturerbes stehen, wurden mehrere Tempel und Statuen aus dem 12. bis 18. Jahrhundert beschädigt oder ganz zerstört. Zu den Attraktionen von Kathmandu gehörte bis zum Erdbeben der neunstöckige, 62 Meter hohe Dharahara-Turm. Das Bauwerk stürzte in sich zusammen, mehrere Menschen wurden verschüttet.
Im Palastviertel von Patan, dem "Durbar Square", stürzten durch das Erdbeben zwei große Tempel zur Gänze ein, berichtete der Wiener Thomas Schrom dem KURIER (siehe Bild). Ebenso verloren zwei Pagodentempel der Göttin Taleju jeweils ihre obersten Dächer. Ein schlechtes Omen für die Bevölkerung: Auch die Statue von König Yoganendra Malla, die auf einer hohen Steinsäule thronte, kippte um. "Überreste davon werden im Patan Museum aufbewahrt." Dieses benachbarte Museum wurde über Jahre unter Schroms Leitung mit Geldern der österreichischen Entwicklungshilfe restauriert. "Nur der Ostflügel des Sundari Chowk Palastes, an dem gerade die Restaurierung lief, wurde dem Boden gleichgemacht."
Der Experte P. D. Balaji von der indischen Universität Madras äußerte angesichts der massiven Zerstörungen Zweifel, dass die Gebäude jemals wieder vollständig aufgebaut werden können: "Es ist ein irreparabler Verlust."
Im Tal von Kathmandu reihen sich auf wenigen Kilometern sieben Weltkulturdenkmäler aneinander. Die vier kunstvoll erbauten Tempel und drei Paläste zeugen von der tief religiösen und politischen Geschichte des armen Himalaya-Staates.
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Volkshilfe IBAN AT77 6000 0000 0174 0400, "Nepal"
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