Nach Todesfall Aufstand im Flüchtlingslager

Miserable Zustände im Flüchtlingslager Cona.

Für eine junge Frau aus der Elfenbeinküste kam jede Hilfe zu spät. Die 25-jährige Sandrine B. verstarb nach einem Schwächeanfall am Montag im norditalienischen Flüchtlingslager Cona.

Nachdem die Sanitäter des benachbarten Krankenhauses den Tod der jungen Frau feststellten, kam es in dem völlig überbelegten Lager zu heftigen Protesten. Bewohner meldeten, dass sich die Frau bereits am Morgen unwohl gefühlt hatte, die Rettung aber erst viele Stunden später eintraf.

Danach kam es zu Ausschreitungen in dem Aufnahmezentrum, das sich auf einer aufgelassenen Militärbasis befindet und eine Autostunde von Venedig entfernt liegt. Aufgebrachte Männer drehten den Strom im Lager ab und legten Feuer. Wegen der angespannten Situation verbarrikadierten sich 25 Mitarbeiter in den Büroräumen. Erst Stunden später konnten sie von Carabinieri befreit werden und mussten unter Polizeischutz das Lager verlassen. Die private Betreibergesellschaft des Lagers wird schon länger kritisiert.

Das Lager in Cuno zählt zu den größten und überfülltesten Einrichtungen in Italien. Rund 1500 Leute, hauptsächlich Afrikaner, sind in Großzelten untergebracht. Vor allem die Überbelegung und fehlende sanitäre Einrichtungen machen den Menschen zu schaffen. Auf der Facebookseite "Officiel Italie immigration" sind Bilder aus dem Lager zu sehen: Eng stehende Stockbetten, schmutzige Sanitäranlagen.

Unwürdige Zustände

Der Bürgermeister der 3000-Einwohner-Gemeinde Cona, Alberto Panfilio, hat erneut auf die angespannte Lage hingewiesen: "Die Leute leben dort in unwürdigen Bedingungen. Wir benötigen dringend eine politische Intervention. Die Situation ist kompliziert, aber anderen EU-Ländern gelingt auch eine zivile Unterbringung von Flüchtlingen." Das italienische Innenministerium kündigte in einer ersten Reaktion an, Kontrollen und Sicherheitsvorkehrungen in größeren Flüchtlingslagern zu verschärfen.

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