Zehn Tote bei Anschlag auf Urlauber

Geschockte Menschen verlassen die abgesperrte Zone.
Ein IS-Attentäter sprengte sich in Istanbul inmitten einer deutschen Reisegruppe in die Luft.

"Der internationale Terrorismus zeigt sich heute wieder einmal mit seinem grausamen und menschenverachtenden Gesicht", sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag nach dem Anschlag in Istanbul. Da war noch nicht bekannt, dass von zehn Toten neun Deutsche sind.

Mitten auf einem der meistbesuchten Plätze der türkischen Metropole, dem Sultanahmet-Platz, hat sich ein syrischer Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und mindestens zehn Menschen in den Tod gerissen. 15 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Alle bei dem Anschlag getöteten Personen seien Ausländer, hieß es bei der türkischen Regierung.

Touristen-Magnet

In der Nähe des zentralen Sultanahmet-Platzes stehen mit der Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem Topkapi-Palast die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Attentäter, ein 1988 geborener Syrer, sprengte sich dort mitten in einer deutschen Touristengruppe in die Luft. Unter den Verletzten sind sechs Deutsche, ein Norweger und ein Peruaner.

Zehn Tote bei Anschlag auf Urlauber
Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion verstört auf dem Boden saßen. Zahlreiche Menschen flohen in Panik. Augenzeugen erzählten, sie hätten einen Feuerball aufsteigen sehen. Die Explosion war noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören. Viele Rettungsfahrzeuge waren im Einsatz. Das Gebiet wurde von der Polizei nach der Detonation weiträumig abgesperrt.

Zunächst wurde eine weitere Explosion befürchtet; die türkische Regierung verhängte vorübergehend eine Nachrichtensperre. Ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der nationalen Sicherheit diene, hieß es bei den Behörden.

Keine Österreicher

Bis dato sind laut Thomas Schnöll, Sprecher des Außenamts, keine Opfer aus Österreich bekannt. An die rund 140 Touristen, die sich im Vorfeld beim Außenamt registriert hatten, wurde am Vormittag eine SMS mit dem Aufruf geschickt, sich beim Konsulat zu melden, sollten sie in den Vorfall involviert bzw. in der Nähe gewesen sein. Dazu kommen noch850 Auslandsösterreicher, die sich in Istanbul und Umgebung aufhalten. "Bis jetzt haben wir keine Rückmeldungen. Wir sind aber laufend mit dem Konsulat in Istanbul in Kontakt", sagte Schnöll.

Via Twitter warnt der Außenamtssprecher die in Istanbul Urlaubenden: "Meiden Sie Menschenansammlungen!" Auf der Website des Außenamts wurde die Sicherheitsstufe für die Region auf "hoch" (Stufe 3 von 6) hinaufgesetzt. Eine Maßnahme, die bei Entspannung der Lage wieder zurückgenommen werden kann.

Vor Kurzem eingereist

Der mutmaßliche Attentäter gehört laut dem türkischen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu der Extremistenmiliz IS an. Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus sagte, der Attentäter sei vermutlich erst kürzlich aus Syrien in die Türkei eingereist. Er gehöre nicht zu den Personen, die die Türkei zur Beobachtung ausgeschrieben habe. Zunächst bekannte sich aber niemand zu dem Anschlag.

Terroristen des Islamischen Staates hatten im vergangenen Jahr mehrere Attentate in der Türkei verübt, sich dabei aber vor allem auf kurdische Ziele konzentriert. Genau am Ort des aktuellen Attentats in Istanbul war aber schon vor rund einem Jahr ein Anschlag verübt worden: Eine Frau riss einen Polizisten mit in den Tod, ein weiterer wurde verletzt. Die Selbstmordattentäterin hatte laut offiziellen Angaben Verbindungen zum IS.

Und im Oktober 2015 rissen zwei Sprengsätze am Rande einer regierungskritischen Demonstration in Ankara mehr als hundert Menschen in den Tod. Auch in diesem Fall machten die Behörden die dschihadistische Terrormiliz IS für das Blutbad verantwortlich.

Offensive gegen PKK

Im Südosten des Türkei läuft zurzeit eine Offensive der türkischen Streitkräfte gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, die damit gedroht hat, den Konflikt auch in den Westen der Türkei zu tragen. Die PKK greift aber in der Regel staatliche Einrichtungen an und ist bemüht, ihr Verhältnis zu westlichen Ländern zu verbessern.

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