Fünf Zentimeter über dem Knie: Streit um Miniröcke in der Knesset

Aus Protest tragen viele jetzt extra kurze Kleider
Der Parlamentspräsident verbietet Miniröcke in der Knesset.

Alles nur in allem geht es um fünf Zentimeter. Über dem Knie. Mehr geht nicht – so die neue Kleiderordnung der Knesset. Weshalb Israels Parlament seit Dienstag nicht zur Ruhe kommt. Wo es ohnehin im Vergleich zu anderen westlichen Parlamenten nicht gerade gelassen zugeht. Als aber neun Beraterinnen mehrerer Abgeordneter (fast) aller Parteien das Betreten des Parlaments wegen übertriebener Kniefreiheit untersagt worden war, brach am Eingang zum Hohen Haus eine Revolte aus.

Das Knesset-Wachpersonal blieb hart: Ist der Saum zu hoch, bleiben Rock und Trägerin draußen. Gleich mehrere weibliche Abgeordnete eilten zum Eingang. Ohne ihre Mitarbeiterinnen waren sie doch aufgeschmissen. Gleich mehrere Sitzungen mussten verschoben werden. Doch die Knesset-Garde ist weder Polizei noch Armee zugeordnet, sondern direkt dem Parlamentsvorsitzenden unterstellt. Sie agiert unabhängig.

Ohne Hemd

Aber auch die Abgeordneten haben Rechte. Und sie pochten drauf. Allen voran Prof. Manuel Trachtenberg, ein strohtrockener Finanz- und Banking-Experte, der sonst seine Zuhörer am Rednerpult in wenigen Sekunden einschläfern kann. Er legte in der marmornen Eingangshalle eine Strip-Show hin, die alle Zuschauer in ihren Bann schlug. "Mit Männern gehen sie nicht so um", rief er, als er Hemd und Krawatte auszog.

Die anwesenden weiblichen Abgeordneten folgten seinem Beispiel nicht. Stimmten aber in die Protestrufe ein: "Wir sind nicht Iran!" und "Keuschheitspolizei" war zu hören. Niemand hatte die neue Kleiderordnung übrigens angekündigt. Carine Elharar, die Vorsitzende des Innenausschusses stellte klar: "Ohne Vorabsprache ist so etwas inakzeptabel."

So peinlich der Aufzug am Eingang auch war, peinlicher war die Tatsache, dass just an diesem Tag ein Abgeordneter, zufällig der religiös-nationalen Partei, als Grapscher geoutet wurde. Gleich mehrere Frauen hatten sich beschwert. Seine Ausrede klang nicht überzeugend: "Sie müssen meine allgemeine Herzlichkeit Mitmenschen gegenüber missverstanden haben."

Verständlicher war da die Forderung eines Satirikers nach Doping-Kontrollen. Eine Anspielung darauf, dass gleich mehrere eidesstattliche Erklärungen einen Abgeordneten weißes Pulver schnupfen gesehen haben wollen.

Das Anlegen einer fünf Zentimeter langen Messlatte ans Knie dürfte leichter sein. Trotz drohender Grapsch-Klagen.

Durch Zufall wurde auch der Vorsitzende des Rechnungshofes Zeuge der Eingangs-Revolte. Er blieb amtlich und sachlich: Der Knie-Abstand, stellte der Richter Josef Schapira fest, könne nicht absolut auf jedes Bein berechnet werden. Eine prozentuale Berechnung sei leider unumgänglich. Jedes Bein habe doch seine eigene Länge.

Oberer Beinansatz

Die Zeitung Haaretz kommentierte das Problem mit Bildern. Von ausländischen Gästen und Ministerinnen, die in den letzten Monaten trotz unziemlicher Rocksäume die Knesset betreten durften. Mit dabei die Frau des Premiers. Sarah Netanjahus Saum war dem oberen Bein-Ansatz näher als dem Knie. Interessant aber auch ein Bild weiblicher Knesset-Gardisten in Parade-Uniform.

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