Bardarbunga: Lavamassen unterwegs nach Norden

Vatnajökull-Gletscher
Noch keine Flugverbotszone: In den vergangenen Tagen wurden rund 8000 Erschütterungen gemessen.

In Island rumort es ordentlich unter der Erde: Laut jüngsten Analysen verschiedener geologischer Daten bahnen sich rund 270 Millionen Kubikmeter Lava von der Kammer des Vulkans Bardarbunga aus in einem schmalen, unter der Erdoberfläche liegenden Gang einen Weg nach Norden. Damit erscheint ein Ausbruch auf offenem Gelände wahrscheinlicher als unter dem Gletscher.

Die regen vulkanischen Vorgänge in Island bleiben für die Wissenschaft aber weiterhin ein Rätsel. Derzeit dürfte der unterirdische Lavafluss, der bereits über 30 Kilometer lang ist, bereits in einem Gebiet außerhalb der Eiskappe des Vatnajökull angelangt sein. Ein Ausbruch, etwa in Form einer Spalteneruption, würde zwar die Gefahr großflächiger Überschwemmungen verringern, unsicher bleibt nach Angaben der Experten jedoch, was das im Hinblick auf eine mögliche Aschewolke bedeutet.

8000 Beben

Laut einem Blogeintrag des isländischen Vulkanologen Haraldur Sigurdsson könnten die Lavabewegungen und die damit einhergegangene Verlagerung der Schwarmerdbeben auf einen bisher unbekannten Zusammenhang der Vulkansysteme des Bardarbunga und des weiter nördlich gelegenen Askja hindeuten. Dieselbe Meinung vertrat der bekannte Geophysik-Professor Pall Einarsson in einem Interview mit dem isländischen Rundfunk RUV.

Bardarbunga: Lavamassen unterwegs nach Norden
Karte Island, Vulkane, Lokalisierung Vulkan Bardabunga, Flugverbotszone Grafik 0986-14-Island.ai, Format 42 x 88 mm
In der Nacht auf Montag nahm die Häufigkeit der Erdstöße in der aktiven Zone im Vergleich zu den Spitzenwerten vom Sonntag leicht ab, nachdem am Abend erneut ein schweres Beben über fünf auf der Richterskala gemessen worden war. Zwischen Mitternacht und sieben Uhr Früh waren es knapp 400 einzelne Beben.

Seit Beginn der Vulkanaktivität vor zehn Tagen bebte im nördlichen Bereich des Vatnajökull-Gletschermassivs rund 8.000 Mal die Erde. Am Samstag gab es Anzeichen für einen kleinen Ausbruch unter dem Teilgletscher Dyngjujökull. Dieser gilt nach neuesten Daten aber nicht als gesichert. Die isländischen Behörden stuften daher am Sonntagnachmittag die tags zuvor ausgegebene Flugwarnung von Rot auf Orange zurück. Damit ist auch die kurzfristig verhängte Flugverbotszone wieder außer Kraft.

Kontinentalplatten verschoben

20 Zentimeter statt der durchschnittlichen zwei Zentimeter: Die jüngste Serie von Erschütterungen rund um den Gletschervulkan Bardarbunga in Island hat offenbar mit einer auffallenden Verschiebung der Kontinentalplatten zu tun. Laut einer Aussendung der isländischen Wetter- und Erdbebenwarte Vedurstofa vom Samstag haben sich die europäische und die nordamerikanische Kontinentalplatte in dem Gebiet innerhalb weniger Tage um 20 Zentimeter verschoben.

Die Bebentätigeit nahm am Samstag insgesamt erneut zu. Normalerweise verschieben sich die Landmassen an der quer durch Island verlaufenden Kontinentalspalte um höchstens zwei Zentimeter pro Jahr und führen so zu einem Wachsen der Nordatlantikinsel. Experten beurteilen die plötzliche Erhöhung Kontinentalbewegung laut isländischen Internetberichten als "dramatisch".

Aschewolke 2010

Erinnerungen werden wach an den Eyjafjallajökull: Der Vulkan war am 20. März 2010 ausgebrochen. Wegen seiner Aschewolken waren mehr als 100.000 Flüge ausgefallen. Auf Island sind gut 30 Vulkane aktiv. Die Insel mit ihren 317.000 Bewohnern erlebt im Durchschnitt alle fünf Jahre einen Vulkanausbruch.

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