Indien: Eine Kuh-Maske für Frauenrechte

Frau mit Kuh-Maske
Kunstaktion sorgt für Aufmerksamkeit. Die "heilige Kuh" lebt sicherer als jede Frau.

Eine Frau liegt auf einem Bett, die langen schwarzen Haare fallen über ihre Schulter und verteilen sich auf der gemusterten Bettwäsche. Sie telefoniert, die Beine baumeln überschlagen in der Luft. Eine normale Szene – wäre da nicht die Kuh-Kopf, der auf einem Frauenkörper thront.

Was wie ein Gag aus einem Internet Video wirkt, hat einen ernsten Hintergedanken. In Indien werden jährlich Zehntausende Frauen vergewaltigt. 2015 wurden 34.651 Vergewaltigungen gemeldet– das macht eine Vergewaltigung alle 15 Minuten. Die Dunkelziffer ist weit höher. Indische Frauen, die vergewaltigt wurden, werden immer noch als "Schande" angesehen. Aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung über die Straftaten schweigen betroffene Familien meist.

Zum Schutz der Kuh

Währenddessen steigt die Zahl der religiös motivierten Verbrechen zum Schutz von Kühen. Die Tiere sind im Hinduismus heilig. Sogenannte "Gau Rakshaks" – Kuhwehren – üben Selbstjustiz. Der bloße Verdacht, eine Kuh verletzt zu haben, reicht oft, dass radikale Hindus zu Mördern werden.

Auch die Behörden bestrafen Vergehen streng. Die Tötung einer Kuh ist in manchen indischen Bundesstaaten mit mehreren Jahren Gefängnis bedroht. Im Gegensatz dazu enden weniger als ein Drittel der gemeldeten Vergewaltigungen mit einer Verurteilung.

Dieser Kontrast – die Verehrung der Kuh und die Vernachlässigung der Frauen – beschäftigte den Fotografen Sujatro Ghosh. Was müssen Frauen tun, um die gleichen Rechte wie Kühe zu bekommen?

Die Idee der Kuh-Maske war geboren, der 23-Jährige verbreitete seine Bilder über Social Media.

Die Botschaft findet Anklang, zum Beispiel bei der Aktivistin Suchishmita Panda. "Eine Kuh ist sicher auf der Straße, egal zu welcher Uhrzeit, während Frauen es nicht sind", sagt sie. Die Bilder würden ihr ermöglichen, zu protestieren, ohne Folgen wie bei öffentlichen Demonstrationen befürchten zu müssen.

Kuhmaske als Signal

Mehr als zehn Frauen hat Ghosh bisher mit Kuh-Maske fotografiert. Die alltäglichen Situationen – im Restaurant, am Klavier – sollen aufmerksam machen, dass in Indien Gewalt gegen Frauen immer noch als normal betrachtet wird. In Zukunft soll der Kuh-Kopf auch an anderen Orten präsent sein – denn die Achtung der Frauenrechte darf keine Grenzen kennen.

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