"Ihr müsst vergeben, um Frieden zu ermöglichen"

Papst Franziskus bei seiner Ankuft in Bangui.
Der Papst ist zum ersten Mal in einem Krisengebiet. In Bangui besuchte er ein Flüchtlingslager.

"Ich komme als Pilger des Friedens und als Apostel der Hoffnung", sagte Papst Franziskus zum Auftakt seines Besuches in der kriegsgebeutelten Zentralafrikanischen Republik. Es ist das erste Mal, dass der Papst in ein Krisengebiet reist. Der 78-jährige Pontifex forderte die Regierung auf, sich für die Einheit der Bevölkerungsgruppen und den Frieden einzusetzen. Die Menschen dürften keine Angst vor Mitgliedern anderer Ethnien oder Religionen zu haben, erklärte Franziskus gestern, Sonntag, in der Hauptstadt Bangui.

Die zentralafrikanische Republik gilt als die "Hölle" von Afrika. Das Land wird seit mehr als zwei Jahren von blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen erschüttert. Tausende Menschen wurden getötet, jeder fünfte Einwohner ist vor der Gewalt geflohen.

Franziskus drückte die Hoffnung aus, dass die bereits mehrfach verschobenen Wahlen Ende Dezember eine positive Wende herbeiführen werden, um "gut in einen neuen Abschnitt der Geschichte zu gehen". Er traf die interimistische Präsidentin Catherine Samba-Panza, bevor er ein völlig überfülltes Flüchtlingscamp besuchte. Im christlichen Flüchtlingslager an der Kirche St. Sauveur in der Hauptstadt Bangui haben rund 4000 Christen Zuflucht gesucht. Der Papst sprach mit zahlreichen Menschen, schüttelte Hände und segnete Kinder – dicht umringt von Bodyguards, die die Kinder kaum in Zaum halten konnten.

"Frieden ohne Liebe, ohne Freundschaft, ohne Toleranz, ohne Vergebung ist unmöglich", sagt Franziskus zu den Flüchtlingen. Er forderte sie auf, auch Gegner zu tolerieren: "Ihr müsst vergeben, um Frieden zu ermöglichen."

Franziskus hatte sich bei seinen Reiseplänen weder von der desolaten Infrastruktur noch von der schwierigen Sicherheitslage im Land abschrecken lassen. Die überforderte Übergangsregierung kann seine Sicherheit nicht garantieren. Der Vatikan verlässt sich daher auf die rund 11.000 Blauhelmsoldaten, die etwa 900 Mann starke französische Truppe – und nicht zuletzt auf die eigenen Sicherheitsleute, die den Papst ständig begleiteten.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betonte, Franziskus habe keine Angst. Obwohl in der Zentralafrikanischen Republik zahlreiche Waffen zirkulieren, nutzte der Papst in Bangui auch das offene Papamobil.

Wie brüchig der Frieden im Land ist, war unverkennbar: Etwa alle 20 Meter war ein Soldat mit Maschinenpistole vor der jubelnden Menge postiert. Alle paar Hundert Meter stand ein gepanzertes Fahrzeug, auf dessen Ladefläche ein Maschinengewehr montiert war. Und über der Wagenkolonne des Papstes kreiste ein UN-Hubschrauber.

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