Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

Nach einer Schätzung des philippinischen Roten Kreuzes sind in Tacloban mehr als 1.000 Menschen umgekommen.
Der Rekordsturm "Haiyan" fegte mit Böen von über 300 km/h über Dutzende Inseln hinweg.

Der Rekordsturm "Haiyan" (="Sturmvogel") hat auf seinem Zug über die Philippinen Zerstörung, Verwüstung und Tod hinterlassen. Am Freitag traf der Taifun mit voller Wucht - Böen erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 315 km/h - auf die ostphilippinischen Inseln Leyte und Samar. Bis zu sechs Meter hohe Wellen überspülten die Strände. Vier Millionen Menschen in 36 Provinzen waren direkt von den Auswirkungen betroffen. Rund 700.000 Menschen mussten ihre Häuser in Küstengebieten und anderen gefährdeten Regionen verlassen. Zahlreiche Häuser wurden komplett zerstört, Telefon- und Stromleitungen gekappt, wodurch viele Gebiete keine Möglichkeit mehr hatten, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

Nach Einschätzung der Regierung in Manila wurden vermutlich hunderte Menschen in den Tod gerissen. Nach einer Schätzung des philippinischen Roten Kreuzes sollen am Freitag allein in Tacloban, Provinzhauptstadt der Insel Leyte, mehr als 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein. In der ebenfalls von dem Taifun schwer getroffenen Provinz Samar sind nach diesen Angaben zumindest 200 Opfer zu befürchten. Für Behörden und Rettungsdienste ist es schwierig, genaue Angaben über die Opferzahlen zu machen, da viele Gebiete gar nicht oder nur via Hubschrauber erreichbar sind.

Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

PHILIPPINES TYPHOON HAIYAN
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

Typhoon Haiyan hits the Philippines in this weathe
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

PHILIPPINES SUPER TYPHOON HAIYAN
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

Volunteers pack relief goods inside a Department o
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

PHILIPPINES SUPER TYPHOON HAIYAN
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

PHILIPPINES SUPER TYPHOON HAIYAN
Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

A mother takes refuge with her children as Typhoon

Am Freitag ist die Regierung ob eingeleiteter Evakuierungen noch von niedrigen Opferzahlen ausgegangen. Am Samstag musste sie einräumen, dass die Vorkehrungen wohl nicht ausreichend waren. "Der Präsident (Benigno Aquino) fragt, warum es immer noch Todesopfer gibt", sagte Kabinettsminister Rene Almendras.

Haiyan fordert über 1000 Todesopfer
Karte Philippinen, Bahn des Sturms Grafik 1327-13-Philippinen.ai, Format 42 x 78 mm
Die Armee schickte rund 15.000 Soldaten in die teils überschwemmten Katastrophengebiete. Sie sollten auf dem Land- oder Luftweg Hilfsgüter, Material und Kommunikationsgeräte verteilen. Die Europäische Kommission hat ein Team entsandt, um die Behörden zu unterstützen. Man sei bereit Nothilfe zu leisten, wenn dies erforderlich sei, schrieb EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso an den philippinischen Präsidenten. Auch die USA erklärten, zur Hilfe bereit zu stehen. Papst Franziskus rief zum Gebet für die Opfer der Sturmkatastrophe auf.

Verwüstung wie 2004

Der Taifun, der jetzt tobe, erreichte in etwa jenes Ausmaß an Verwüstung wie jener Tsunami im Jahr 2004, berichtet der Nothilfe-Koordinator der Vereinten Nationen am Samstag. Damals kamen durch meterhohe Flutwellen rund um den Indischen Ozean rund 220.000 Menschen ums Leben.

"Das letzte Mal, dass ich Zerstörung in diesem Ausmaß gesehen habe, war nach dem Tsunami im Indischen Ozean", berichtete Sebastian Rhodes Stampa an seine Zentrale. "Die Verwüstung hat gewaltige Ausmaße. Autos liegen überall verstreut und die Straßen sind voller Schutt und Trümmer." Die Straßen seien völlig unpassierbar. Als einzige Chance, Betroffene zu erreichen, bliebe der Hubschrauber.

Kurs auf Vietnam

"Haiyan" tobte am Samstag auch über dem Südchinesischen Meer und nimmt nun Kurs auf Vietnam, wo er am Sonntag eintreffen sollte. Dort bereiten sich jetzt Hunderttausende Küstenbewohner auf das Schlimmste vor. In der Region um Danang in Zentralvietnam wurden rund 20.000 Familien in Sicherheit gebracht, wie die Zeitung Tuoi Tre am Samstag berichtete.

Haiyan fordert über 1000 Todesopfer

Die gesamte Fischfangflotte wurde in die Häfen zurückbeordert. "Es ist der stärkste Taifun, den wir je in dieser Region hatten", zitierte die Zeitung Bui Minh Tang, den Direktor des Wetterdienstes.

Caroline Mills lebt in der Nähe der UNESCO-Welterbestadt Hoi An, einem beliebten Touristenziel in Zentralvietnam, wo die Behörden Überschwemmungen fürchten. "Wir haben erst Sandsäcke gefüllt und werden anschließend in Notunterkünfte gehen", berichtete sie.

Die Menschen auf den Philippinen haben schon viele Naturkatastrophen erlebt. Aktuell ist es der Riesen-Taifun "Haiyan". Nachfolgend einige andere Beispiele:

Stürme: Der pazifische Inselstaat wird pro Jahr von durchschnittlich 20 Taifunen überquert. Erst im September dieses Jahres traf der Taifun "Usagi" auf die Philippinen, zwei Tage später auf Südchina und Vietnam. Wegen heftigen Regens und Überschwemmungen kamen dabei insgesamt mehr als 70 Menschen ums Leben. 2012 zog "Bopha" über die Philippinen, mehr als 1.000 Menschen starben. Der Taifun verwüstete die Küste von Mindanao. 2011 löste der Tropensturm "Washi" über Mindanao verheerende Sturzfluten aus, fast 1.450 Menschen kamen ums Leben. 2006 und 2008 wüteten die Stürme "Durian" und "Fengshen".

Vulkanausbrüche: Der Vulkan Mayon auf der dicht besiedelten Hauptinsel Luzon liegt in einer tektonisch sehr aktiven Zone und brach in den vergangenen 400 Jahren mehr als 50 Mal aus. Im Jahr 1814 starben bei einem Ausbruch mehr als 1.200 Menschen. Bei mehreren Ausbrüchen von 2000 bis zuletzt 2009 flohen jeweils Zehntausende aus der Gefahrenzone. Ein anderer Vulkan, der Pinatubo, brach 1991 nach 600-jähriger Ruhe aus, Hunderte Menschen kamen ums Leben.

Erdbeben: Die Philippinen liegen am "Ring aus Feuer". Das Gebiet entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans wird häufig auch von Erdbeben heimgesucht. Im Erdinnern schieben sich verschiedene Erdplatten untereinander. Mitte Oktober 2013 kamen bei einem Beben mit der Stärke von 7,2 auf der Inselgruppe der Visayas mehr als 220 Menschen ums Leben. 1990 starben rund 1.600 Menschen bei einem Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 8,4 auf der Richterskala und Hunderten Nachbeben.

Die philippinische Provinz Leyte mit mehr als 1,7 Millionen Einwohnern ist eine der ärmsten des südostasiatischen Landes. Fast 32 Prozent der Menschen lebten in den ersten Monaten 2012 in Armut. Auf den Philippinen liegt der von der Regierung angegebene Durchschnittswert bei 27,9 Prozent. Experten zufolge könnte dieser Umstand die Arbeiten und die Hilfe nach dem Taifun "Haiyan" erschweren.

Leyte ist mit rund 5.700 Quadratkilometern eine der größten Provinzen in der Region Visayas. Hauptstadt der bergigen Provinz ist Tacloban City mit rund 220.000 Einwohnern. Sie verfügt über einen Hafen und einen Flughafen. Manila, die Hauptstadt der aus gut 7.000 Inseln bestehenden Philippinen, liegt mehr als 570 Kilometer Luftlinie entfernt Richtung Nordwesten.

In der Provinz Leyte landeten im Zweiten Weltkrieg US-Streitkräfte und griffen 1944 japanische Soldaten an. Heute spielen Kokosnüsse, Reis, Zuckerrohr und Manilahanf in der Landwirtschaft eine Rolle.

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