Piloten: Behörden verlangen keine Psycho-Untersuchung

Piloten: Behörden verlangen keine Psycho-Untersuchung
Zwei Drittel aller Flugunfälle wegen menschlicher Fehler.

Am Beginn ihrer Ausbildung werden angehende Piloten in der Regel nur medizinisch durchgecheckt. "Bei der Initial-Bewerbung stellt ein Luftfahrt-Mediziner, ein sogenannter Aeromedical Expert, nur die Flugtauglichkeit fest", sagt Peter Grössenbrunner, ehemaliger AUA-Kapitän und Luftfahrt-Psychologe zum KURIER. Bei dieser medizinischen Untersuchung heißt es, "dass die Bewerber keine nachgewiesenen psychischen Einschränkungen aufweisen dürfen, die die sichere Ausübung der mit der Fluglizenz verbundenen Rechte beeinträchtigen können". Gegebenenfalls muss ergänzend eine psychologische Beurteilung vorgenommen werden. Grössenbrunner: "Die psychologische Eignung ist aber keine behördliche Erfordernis."

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Nur Eigeninitiative

Piloten: Behörden verlangen keine Psycho-Untersuchung
Im Laufe einer Piloten-Karriere sind somit auch keine psychologischen Folgeuntersuchungen vorgesehen – weder nach den Regeln der Internationalen ZivilluftfahrtOrganisation ICAO, der EU oder der nationalen Behörden. Dabei zeigen Untersuchungen, dass mindestens zwei Drittel aller Flugunfälle in der Linienluftfahrt auf den Faktor Mensch zurückzuführen sind. "Wenn der Pilot nicht von sich aus sagt, ich habe ein Problem zu Hause mit der Familie, ich kann nicht schlafen, dann wird das nicht weiter auffallen", sagt Grössenbrunner, selbst Pilot mit 19.500 Stunden Flugerfahrung. "Er wird dem LuftfahrtMediziner nichts sagen, weil er Angst hat, dass sofort er die Fluguntauglichkeit verpasst bekommt oder zumindest die Fluglizenz ruht." Zugleich fürchten betroffene Piloten, dass sie mit ihrer Airline und der Luftfahrtbehörden Probleme bekommen.

Bei renommierten Luftfahrtunternehmen, wie der Lufthansa und AUA, werden die Piloten im Laufe der Ausbildung immer wieder beurteilt. Es wird sehr gründlich darauf geachtet, ob sie unter anderem "kooperativ, konstruktiv und teamfähig" sind.

Umschulungsmodul

Bei der Lufthansa dauern die Einstellungstests für angehende Piloten laut Insidern zwei Tage, bei der AUA sollen sie vierteilig sein. Vor rund zwei Jahren ist bei der AUA ein Umschulungsmodul eingeführt worden, um die Auswahl der Personen innerhalb der AUA zu vereinheitlichen. Das Stichwort heißt: Tyrolean Airways. Der Test besteht aus einen Simulator-Check und aus einer psychologischen Untersuchung. Künftig werden alle AUA-Piloten, die vor einer Umschulung oder vor einem Kapitäns-Upgrade stehen, durch diesen Test geschleust.

"Unfit melden"

Indes gibt es für die Piloten aber auch die Möglichkeit, sich vor einem Flug als "unfit" zu melden. Das erfolgt in der Regel bei der Vorbesprechung für den Flug. "Wenn man sich zum Beispiel mental schlecht fühlt, weil man schlecht geschlafen hat oder familiäre Probleme hat", sagt ein Insider zum KURIER. "Dabei ist man der Airline keine Rechenschaft schuldig, bei ein, zwei Tagen fragt keiner nach." Nachsatz: "In weiterer Folge ist es schon besser, wenn man sich krank meldet."

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