Germanwings: Familien schicken empörten Brief

Bei dem absichtlich herbeigeführten Absturz starben 150 Menschen
Die Vorbereitungen für die Rückführungen wurde unterbrochen - und damit auch die Beisetzungs-Pläne.

Mehr als zwei Monate nach der Germanwings-Katastrophe mit 150 Toten verzögert sich die Überführung der deutschen Opfer. Die Muttergesellschaft Lufthansa teilte den Angehörigen mit, die Vorbereitungen seien wegen „neuer behördlicher Vorgaben vorübergehend unterbrochen“ worden, wie der Kölner Express berichtete. Germanwings-Sprecher Heinz Joachim Schöttes bestätigte diese Informationen. Allerdings sprach er am Mittwochabend von einer neuen Entwicklung. Nachdem sich der Beauftragte der Bundesregierung, Steffen Rudolph, eingeschaltet habe, „haben wir von den französischen Behörden die Zusage erhalten, dass wieder umgehend die Vorbereitungen für die Rückführungen aufgenommen werden können“. Germanwings prüfe nun einen neuen Zeitplan und bemühe sich um rasches Handeln, sagte Schöttes der dpa.

Übersetzungsfehler

Dem Express zufolge hatte es Fehler bei den Übersetzungen der Sterbeurkunden aus dem Französischen gegeben, womit sie ungültig geworden seien. Die Panne, bei der es unter anderem um falsche Angaben zu Geburtsdaten gegangen sei, fiel den Behörden demnach erst am Montag auf.

Mehrere Angehörige reagierten laut der Zeitung verärgert: In einigen Fällen habe es bereits Planungen für die Beisetzungen in Deutschland gegeben. Die deutsche Bild-Zeitung berichtet von einem Wut-Brief der Angehörigen an die Lufthansa. Sie zitiert den Brief wie folgt:

"Der Zorn und die Verzweiflung nehmen zu. Nicht nur, weil Lufthansa einen depressiven Piloten hat fliegen lassen, nicht nur, weil Lufthansa die Depression bei medizinischen Kontrollen nicht beobachtet hat, nicht nur, weil Lufthansa anders als viele internationale Airlines zu stolz für ein Vier-Augen-Prinzip im Cockpit war. All das hat den Familien auf grausame Weise geliebte Menschen entrissen. Ein größeres Leid kann keinem angetan werden. Oder doch? Müssen diesem Leid unbedingt noch weitere Qualen hinzugefügt werden?"

Der Germanwings-Airbus A320 war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der Copilot den tödlichen Sinkflug mit Absicht eingeleitet, während der Pilot nicht im Cockpit war. Alle 150 Insassen starben. Der Copilot soll psychische Probleme gehabt haben.

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