Für Hollande kämpft seine weibliche Garde

François Hollande und Ségolène Royal sind jetzt das echte Präsidentenpaar – ohne sie geht nichts.
Der angeschlagene Präsident setzt auf Power-Frauen, allen voran seine Ex-Frau Ségolène Royal.

Es ist eine besondere Art von letztem Aufgebot, das François Hollande in die Schlacht für die kommenden Präsidentenwahlen (April 2017) werfen will. Seine Ausgangslage ist verheerend: laut Umfrage würden über 80 Prozent der Franzosen schon allein die neuerliche Kandidatur des amtierenden sozialistischen Staatschefs ablehnen. In Sachen Popularität grundelt Hollande bei 15 Prozent. Sein Lieblingsprotegée, der strahlend-jugendhaft wirkende und provokant liberal auftretende vormalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, versetzte ihm soeben einen Dolchstoß. Macron trat als Minister zurück, um eine Kampagne in eigener Sache für die Präsidentenwahlen zu starten. Und sogar von seinem bisher loyalsten Gefährten, Premier Manuel Valls, gibt es Anzeichen, er könnte Hollande in der Schlusslinie die Gefolgschaft aufkündigen.

"Spät aufgewachter Opa"

Für Hollande kämpft seine weibliche Garde
French actress Julie Gayet poses on the red carpet before the opening ceremony of the 42th Deauville US Film Festival on September 2, 2016 in the French northwestern sea resort of Deauville. / AFP PHOTO / CHARLY TRIBALLEAU
Aber der "spät aufgewachte Opa" (wie der 62-jährige Hollande wegen seiner zeitweiligen Passivität und scheinbaren Unentschlossenheit von der linksliberalen Zeitung Liberation verhöhnt wird) mehrt jetzt unverdrossen die Signale für seine Wiederkandidatur. Die Geheimwaffe, auf die Hollande setzten würde, wäre seine weibliche Garde, mutmaßen Kenner des Präsidenten: allen voran seine ursprüngliche Lebenspartnerin und Mutter seiner vier Kinder, die 62-jährige Umweltministerin Ségolène Royal – knapp gefolgt von seiner aktuellen Gefährtin, der 44-jährigen Filmproduzentin und Schauspielerin Julie Gayet. Zu Hollandes engsten Wahlkampfteam dürften weitere Power-Frauen stoßen: die stets souverän auftretende franko-marokkanische Unterrichtsministerin Najat Vallaud-Belkacem, Sozialministerin Marisol Touraine, Kulturministerin Audrey Azoulay und Ex-Justizministerin Christine Taubira, die aus Französisch-Guyana stammt und als humanistische Mahnerin Ansehen genießt.

Die Königin-Mutter

Am spektakulärsten aber ist die Wiedergeburt des Duos zwischen Hollande und Royal. Das Massenblatt Le Parisien titelte über den Köpfen der Beiden: "Das echte Präsidentenpaar". Die Zeitung enthüllte, dass Hollande "keine wichtige Entscheidung" mehr treffe, ohne Ségolène Royal vorher zu befragen, den ganzen Tag mit ihr telefoniere und SMS austausche und, wenn er sie einmal nicht gleich erreiche, ihre Sekretärin mit dringenden Botschaften überhäufe. Im Élysée-Palast haben Angestellte hinter vorgehaltener Hand Ségolène Royal bereits "Reine-Mere" (Königin-Mutter) getauft.

Dabei hatten sich Hollande und Royal 2007, nach 30-jähriger Partnerschaft ohne Heiratsvertrag, im Zorn getrennt. Royal war damals als Kandidatin der SP bei den Präsidentenwahlen dem Konservativen Nicolas Sarkozy unterlegen. Noch am Abend ihrer Niederlage gab Royal öffentlich bekannt, sie verweise Hollande aus der gemeinsamen Wohnung. Dem waren etliche Versuche von Royal vorangegangen, Hollande dazu zu bewegen, zu ihr zurückzukehren und sie amtlich zu heiraten. Tatsächlich aber lebte Hollande bereits Jahre mit einer prominenten Journalistin, Valérie Trierweiler, zusammen.

Hollande heiratete noch nie

Hollande heiratete zwar auch nicht Trierweiler. Aber bei seiner Präsidentschaftskampagne 2012 und während seinen ersten Amtsjahre spielte Trierweiler die Rolle als Frau an der Seite des Präsidenten. Gleichzeitig lieferten sich aber Trierweiler und Royal hinter den Kulissen heftige Gefechte um ihren Einfluss auf Hollande. Während diese Rivalität zwischen der ersten und zweiten Lebensgefährtin von Hollande noch für Schlagzeilen sorgte, hatte der Präsident in aller Stille eine dritte Beziehung mit Julie Gayet geknüpft. Diese Liaison wurde 2014 enthüllt: ein Paparazzi fotografierte den Staatschef, wie er nachts, behelmt und auf dem Hintersitz eines Motorrollers, der von einem Leibwächter gelenkt wurde, zu seiner Geliebten fuhr.

Nach Auffliegen dieser Affäre verfiel Trierweiler in eine schwere Depression. Hollande verstieß Trierweiler: per Presseaussendung ließ er sie wissen, ihre Rolle als "Premiere Dame" mit eigenen Büro im Élysée-Palast sei beendet. Trierweiler rächte sich mit einem Enthüllungsbuch, in dem sie ihm soziale Gefühllosigkeit vorwarf.

Das Beziehungs-Wirrwar um Hollande schien zuletzt beendet. Julie Gayet galt als seine Lebensgefährtin allerdings ohne öffentliche Zurschaustellung ihrer Beziehung. Jetzt könnten die Dinge freilich wieder ins Rollen kommen, eben weil Hollande verstärkt auf seine erste Lebenspartnerin, Ségolène Royal, setzt. Gayet begnügte sich bisher mit diskretem Engagement für Hollande im Kulturmilieu. Aber das Klatschblatt Paris Match, das Gayet soeben eine Coverstory widmete, stichelte: "Die Zurückhaltung der jungen Frau in der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für den Fortbestand ihrer Beziehung", Gayet würde aber gerne eine "offiziellere" Rolle ausüben.

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