Frankreich: Kampf mit heimischem Terror
Frankreich steht abermals im Bann eines gewissermaßen "heimischen" islamistischen Terrorismus. Dieser stützt sich auf junge Muslime, die in Frankreich aufgewachsen, oder Jugendliche, die zum Islam konvertiert sind. Wobei die meisten ursprünglich in der kriminellen Szene sozial abgeschlagener Vorstadt-Siedlungen gewirkt hatten.
Genau das trifft auf den 33-jährigen Jérémy Sidney zu, der am Samstag in Straßburg von der Polizei erschossen wurde. Sidney war der Anführer einer islamistischen Geheimzelle, von der elf weitere Mitglieder festgenommen wurden. In deren Wohnungen war eine Liste jüdischer Einrichtungen gefunden worden, möglicherweise Anschlagsziele.
Die Behörden waren auf die Gruppe gestoßen, nachdem am 19. September zwei Vermummte in einem jüdischen Lebensmittelladen in einer Pariser Vorstadt eine Handgranate gezündet hatten. Wie durch ein Wunder wurden nur zwei Kunden leicht verletzt.
DNA-Spuren
Durch die vor Ort hinterlassenen DNA-Spuren gelangte die Polizei aber auf die Fährte von Sidney, der wegen Drogendeals 2008 zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Nach seiner Haft war der Mann, der aus einer katholischen Familie stammte, zum Islam konvertiert und hatte zwei Frauen religiös geehelicht. Als die Polizei in seine Wohnung eindrang, eröffnete er sofort das Feuer, drei Polizisten wurden getroffen, überlebten aber dank kugelsicherer Westen.
Sein Werdegang erinnert an Mohamed Merah, einen 23-jährigen Franko-Algerier, der im März im Raum Toulouse drei Soldaten (darunter zwei Muslime) und in einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer erschossen hatte. Merah starb bei einem von ihm provozierten Feuergefecht. Auch Merah war ursprünglich in die Jugendkriminalität abgeglitten.
Innenminister Manuel Valls sprach Klartext: "Kriminalität, Terrorismus und die Probleme unserer Vorstädte können sich vermischen." Am Sonntag empfing Staatschef Francois Hollande jüdische Gemeindevertreter und versprach schärfere Antiterror-Gesetze. Gleichzeitig warnte Hollande vor einer pauschalen Verurteilung der Muslime. Bleibt freilich die andauernde Bedrohung der Juden in Frankreichs Vorstädten durch eine gewalttätige Minderheit, die in Merah einen "Märtyrer" sieht. So häuften sich nach den Morden von Toulouse die Übergriffe gegen Juden.
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