Schlepper suchen neue Routen nach Europa

Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Balkanroute zu: Bulgarien und Italien liegen bald wieder verstärkt im Fokus.

Die Balkanroute ist geschlossen – wenn das auch nicht offiziell festgelegt wurde beim EU-Gipfel, so ist es seit Tagen fast Realität. Immer weniger Flüchtlinge dürfen die mazedonische Grenze von Griechenland aus passieren. Das führt allerdings zu einem Anstieg der Schlepperaktivität.

Vor allem werden zusehends Umgehungsrouten gesucht, die an Griechenland vorbeiführen. Somit rückt Italien wieder verstärkt in den Fokus. Aber auch Bulgarien und Ungarn liegen verstärkt auf der Route. Die Schleppungen über beide Länder nehmen zu, sagt Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt am Dienstag in Ö1. Bulgarien war in den vergangenen Monaten in der Flüchtlingskrise nicht im Fokus, weil es Sperranlagen zur Türkei und Griechenland errichtet hat.

"Renaissance des Mittelmeers"

Schlepper seien vor allem in großen Flüchtlingslagern, etwa in der Türkei, aktiv. Österreich setze daher auf eine intensivere Zusammenarbeit mit Griechenland und der Türkei. Dort wolle die Polizei mit einer neuen Schlepperbekämpfungseinheit zusammenarbeiten. Sinnvoll seien auch die Abschreckungskampagnen wie jene in Afghanistan, glaubt Tatzgern.

Nachrichtendienste, berichtet die Presse, sehen spätestens für Frühling eine "Renaissance des gefährlichen Seewegs über das zentrale Mittelmeer". Im Vorjahr kamen auf diesem Weg "nur" 150.000 von insgesamt etwa einer Millionen Menschen. Dieses Verhältnis könnte sich auf Grund der erschwerten Reisebedingungen an Land wieder ändern.

Türkei-Deal wird Schlepper nicht verhindern

Auch der mögliche EU-Türkei-Deal dürfte Schleppern nur bedingt das Handwerk legen. An der Überfahrt von Migranten aus der Türkei nach Griechenland könnten die Menschenhändler wohl weiter abkassieren, und das Zurückbringen eben dieser Flüchtlinge nach deren Registrierung in die Türkei muss die EU bezahlen.

Allerdings steigt für illegale Migranten das Risiko, sich über Schlepper von der Türkei nach Griechenland bringen zu lassen. Wer nicht syrischer Kriegsflüchtling ist, soll - wenn er aufgegriffen wird und nicht bereits registriert ist - mit Sicherheit in die Türkei abgeschoben werden. Und selbst syrische Kriegsflüchtlinge würden in die Türkei zurückgebracht und müssten dort auf einen Platz im Rahmen eines legalen "Resettlement"-Austauschs nach Europa warten. Die Investition in einen Schlepper auf der Route über Griechenland könnte vielen Flüchtlingen zu riskant sein.

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