FARC-Kämpfer wollen zu Katastrophenhelfern werden
Ausnahmezustand in der kolumbianischen Stadt Mocoa: Nach einem verheerenden Erdrutsch, der am Wochenende große Teile der Stadt unter sich begrub, ist die vorläufige Opferzahl auf mehr als 250 gestiegen, darunter mindestens 60 Kinder. Retter mussten sogar Leichen aus Bäumen bergen, die Strom- und Wasserversorgung brach vollkommen zusammen.
Heftiger Regen hatte die drei Flüsse von Mocoa in reißende Ströme verwandelt, während von den Berghängen der Anden Schlamm- und Wassermassen in die Stadt schossen. Die vier Meter hohe Schlammlawine beschädigte 17 der 40 Wohnviertel, riss zwei Brücken mit sich und zerstörte sieben weitere teilweise.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos versprach einen raschen Wiederaufbau der Stadt: "Mocoa wird besser dastehen als zuvor", sagte er und kündigte an, stabilere Häuser bauen zu lassen. Hunderte Gebäude wurden von den Schlammmassen einfach mitgerissen. Tankwagen mit Trinkwasser sind unterwegs, ebenso schickte die Regierung eine halbe Tonne an Medikamenten in die Stadt, um Seuchen vorzubeugen. In drei rasch errichteten Krankenstationen sollen die mehr als 200 Verletzten erstversorgt werden.
FARC bieten Hilfe an
Hilfsangebote kamen aus aller Welt, China stellte eine Million Dollar an Soforthilfe bereit. Historisch ist jedoch das Angebot der linksextremen FARC-Guerilla: Ihr Chefunterhändler, Ivan Marquez, sagte, die Rebellen hätten den Wunsch geäußert, nach Mocoa zu gehen und dort beim Wiederaufbau zu helfen. Da das Gebiet um Mocoa zum ehemaligen Einflussbereich der FARC gehört, könnten die ortskundigen Rebellen hilfreich für den Wiederaufbau der Stadt sein. Erst im November vergangenen Jahres schlossen Regierung und Rebellen nach jahrzehntelangem Kampf einen Friedensvertrag. Seit Anfang März sollen die FARC-Kämpfer ihre Waffen in landesweit 26 Entwaffnungszonen abgeben – eine davon liegt in unmittelbarer Nähe Mocoas. Hunderte Rebellen stünden also zur Hilfe bereit.
Vor Ort helfen bereits Tausende Menschen, die Stadt von den Trümmern zu befreien. Unter anderem befinden sich zehn Hubschrauber und sieben Boote im Dauereinsatz, noch immer wird fieberhaft nach Verschütteten gesucht.
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