Fall Maria: Roma-Paar als Eltern bestätigt

Sashka Ruseva mit ihrem ebenfalls blonden Sohn Atanas.
Der Polizei war das blonde Mädchen bei einer Kontrolle aufgefallen. Ein DNA-Test sorgte nun für Klarheit.

Die bulgarischen Behörden haben die leiblichen Eltern des in Griechenland entdeckten blonden Mädchens Maria ermittelt. DNA-Tests sollen laut dem Innenministerium in Sofia ergeben haben, dass das am Donnerstag befragte Roma-Paar Maria gezeugt hat. Es handle sich um Sascha Ruseva und ihren Mann Atanas Ruseva.

Der Fall hatte in den vergangenen Tagen weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Vergangene Woche war in einem Roma-Lager ein kleines blondes Mädchen unbekannter Herkunft entdeckt worden. Das Mädchen fiel der Polizei bei einer Kontrolle auf, da es mit seiner hellen Haut und blonden Haaren seinen angeblichen Eltern überhaupt nicht ähnlich sah. Auf der Suche nach den Eltern schaltete die Polizei auch Interpol ein.

Am Donnerstag waren die 35-Jährige und ihr 38-Jähriger Mann von der bulgarischen Polizei zu Maria befragt worden. Ihr Sohn hatte laut einem Medienbericht gesagt, seine Mutter habe Maria vor ihrer Heimkehr nach Bulgarien in Griechenland zurückgelassen, weil sie "weder Geld, noch Ausweispapiere" gehabt habe. Medienberichten zufolge erzählte die Frau Nachbarn, dass sie ihre Tochter für umgerechnet 250 Euro verkauft habe. Ihr Mann wies diese Darstellung aber entschieden zurück.

Mit dem Namen "Roma" werden verschiedene Volksgruppen bezeichnet, die sich selbst auch als Reisende oder Sinti bezeichnen. Seit Jahrhunderten ziehen sie durch Europa und bilden die größte ethnische Minderheit in der EU. Wie viele Roma es gibt, ist nicht genau bekannt, da in vielen Staaten Daten zur ethnischen Zugehörigkeit nicht erhoben werden dürfen. Schätzungen gehen von etwa zehn Millionen aus.

Betteln und Blumen verkaufen

Fall Maria: Roma-Paar als Eltern bestätigt
Keine andere Gruppe ist europaweit so sehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Das gilt besonders bei Arbeitsplätzen sowie dem Zugang zu Bildung, zur Gesundheitsvorsorge und anderen staatlichen Angeboten. Viele leben in den Außenbezirken westlicher Großstädte, schlafen auf Gehsteigen und verdienen ihren Lebensunterhalt durch Betteln, das Verkaufen von Blumen, als Musikanten oder mit Gelegenheitsjobs. Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass viele Kinder nicht zur Schule geschickt werden und Mädchen oft jung heiraten müssen.

Umfragen zufolge verbinden die Europäer Roma oft mit Kriminalität. Einer Studie der EU-Kommission zufolge würde sich ein Viertel der Europäer unwohl fühlen, wenn ein Roma ins Nachbarhaus einziehen würde. Bei anderen ethischen Gruppen waren es nur sechs Prozent. Populistische Politiker fordern immer wieder unter Verwendung tradierter Klischees und Schlagworten wie "Überschwemmung" und "Völkerwanderung" den Ausschluss und die Abschiebung der Roma. Gemeint sind in aller Regel Roma aus Osteuropa, vornehmlich aus Bulgarien, Rumänien, Serbien und Mazedonien.

Abschiebungen

Der rechtliche Status ist je nach Land und Gruppe verschieden und hängt davon ab, ob sie in dem jeweiligen Staat als Minderheit anerkannt sind. Wie alle Bürger der EU haben sie das Recht, sich innerhalb der Union frei zu bewegen. Längere Aufenthalte sind möglich, wenn sie eine feste Arbeit vorweisen können. Wie andere EU-Bürger auch können Roma in ihr Ursprungsland zurückgeschickt werden, wenn sie als Risiko für die öffentliche Sicherheit eingestuft werden oder die Sozialsysteme belasten. Jedes Jahr werden Tausende Roma abgeschoben.

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