Erneut Proteste gegen Polizeigewalt in Rio

Terezinha Maria de Jesus (mi.), die Mutter des erschossenen Buben, bei den Protesten.
Aktivisten trugen erschossenen Zehnjährigen symbolisch zu Grabe.

Nach dem Tod eines zehnjährigen Buben bei einem Polizeieinsatz in einem Elendsviertel der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro will der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaats mehr Sicherheitskräfte in die Favela schicken. Luiz Fernando Pezao sagte am Sonntag im Fernsehsender Globo, der Stadtteil Alemao werde "wiederbesetzt" werden. Die Proteste gegen die Polizeigewalt gingen indes weiter.

Die "Befriedung" der Favelas steht im Zusammenhang mit der in Rio ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen im kommenden Jahr. Gouverneur Pezao sagte, bei der Besetzung seien diesmal keine Soldaten vorgesehen. 2010 hatten Armee und Polizei bereits einmal das Viertel eingenommen.

Dutzende Aktivisten der Organisation Rio de Paz zogen am Sonntag zur berühmten Strandpromenade von Copacabana und trugen symbolisch einen weißen Sarg im Sand zu Grabe. Damit erinnerten sie an die Tötung des zehnjährigen Eduardo de Jesus Ferreira bei einem Polizeieinsatz in der Favela am Donnerstag.

Erneut Proteste gegen Polizeigewalt in Rio
Members of the NGO Rio de Paz (Rio of Peace) attend the symbolic funeral of 10-year-old boy Eduardo de Jesus, who died last week during a shootout between policemen and drug dealers in Alemao slums complex, during a protest against violence in Copacabana beach in Rio de Janeiro April 5, 2015. REUTERS/Ricardo Moraes

Die Demonstranten hielten Schilder mit den Namen von 18 Kindern in den Händen. Diese waren von 2007 bis 2015 bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Drogenbanden in den Armutsvierteln von Rio getötet worden. Auch der zehnjährige Eduardo starb nach Angaben der Polizei bei einem Schusswechsel mit Rauschgifthändlern. Seine Eltern erklärten jedoch, er sei durch gezielte Polizeigewalt getötet worden.

Der Gründer von Rio de Paz, Antonio Carlos Costa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Protest sei als "Weckruf" für die brasilianische Bevölkerung zu verstehen. Die Hauptursache für den gewaltsamen Tod so vieler junger Menschen sei die "Kluft zwischen Arm und Reich". Bereits in den vergangenen Tagen hatte es wegen des jüngsten tödlichen Vorfalls Proteste gegeben.

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