Alberta: Die kanadische Ölsandregion brennt

Das Feuer ist die teuerste Katastrophe in der Geschichte des Landes.

Waldbrände gehören zum Alltag in der kanadischen Ölprovinz Alberta. Auch das Feuer, das sich vor etwa einer Woche südlich der Stadt Fort McMurray entfachte, fand anfangs kaum Beachtung. Dann drehte der Wind und trieb die Flammen über den Fluss bis zu den Häusern am Rand. Inzwischen hat sich der neunte Waldbrand der Saison auf mehr als 1.500 Quadratkilometern ausgedehnt. Das ist mehr als die dreifache Fläche von Wien.

1.600 Gebäude zerstört

Die Stadt mit ihren 90.000 Einwohnern ist evakuiert. Tausende, die in dem Chaos gen Norden geflüchtet waren, warten aber noch auf Rettung. Mindestens 1.600 Gebäude liegen in Schutt und Asche. Bilder von den zerstörten Straßen erinnern an Krieg. Kanadische Medien sprechen von der teuersten Katastrophe in der Geschichte ihres Landes.

Zu den geschätzten Verlusten von derzeit bereits neun Milliarden kanadischen Dollar (etwa sechs Milliarden Euro) zählt der Ausfall der Öleinnahmen. Eine Million Barrel kommt täglich aus der für ihren Ölsand bekannten Region. Das ist ein Viertel der gesamten Ölproduktion Kanadas. Wie lange das Feuer die Förderanlagen von Fort McMurray lahmlegen wird, lässt sich nicht absehen.

Es grenzt an ein Wunder, dass bisher niemand in den Flammen umgekommen ist. Allerdings kamen zwei Teenager bei einem Autounfall auf dem Weg aus der brennenden Stadt ums Leben. In ihrer Panik, der Feuerwalze zu entkommen, waren einige Autofahrer auf Gehsteige ausgewichen, um die endlosen Fahrzeugkolonnen zu überholen, heißt es in der Zeitung Globe and Mail. Bäume fielen wie Feuerwerkskörper auf Häuser und Straßen. Tankstellen gingen in die Luft. Die dichten Rauchschwaden drohten die Menschen zu ersticken.

Tiere haben "rechtzeitig die Flucht ergriffen"

Aber es gab auch gute Nachrichten. Alle Patienten im Krankenhaus von Fort McMurray wurden heil aus der Stadt geflogen. Ein Baby erblickte mitten im Chaos das Licht der Welt. Ein verlobtes Paar wollte nach der Flucht aus dem Inferno nicht länger warten und stellte in nur fünf Stunden seine Hochzeit auf die Beine. Unterdessen wagen sich Tierfreunde mit Genehmigung der Feuerwehr zurück in die Stadt und nehmen sich zurückgebliebener Hunde und Katzen an.

Nachdem anfangs nicht mehr als 80 Feuerwehrleute die Flammen auf Abstand zu halten versucht hatten, ist ihre Zahl inzwischen auf ein Vielfaches angewachsen. Aber auch ihnen blieb der Durchbruch versagt. Starker Wind trieb das Flammenmeer voran. Zum Glück liegen dem Feuer bei seiner Richtung gen Norden keine Städte oder Siedlungen mehr im Weg.

Betroffen sind die Fichtenwälder der Provinz Alberta, die am nördlichsten gelegene Vegetationszone, in der noch Bäume wachsen. In ihnen leben Schwarzbären, Elche und Heerscharen von Vögeln, sagte Brian Simpson von der Kanadischen Forstverwaltung in Edmonton der Deutschen Presse-Agentur. "Sie sind an Waldbrände gewöhnt und dürften rechtzeitig die Flucht ergriffen haben."

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