Ein Supervulkan wacht auf

Die Phlegräischen Felder im italienischen Kampanien zeigen offenbar Anzeichen einer erhöhten Aktivität. Ob es aber tatsächlich zu einem Ausbruch kommen kann, ist unklar.

Am bekanntesten unter den italienischen Vulkanen ist wohl der Vesuv. Ganz in der Nähe liegen die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei), was so viel bedeutet wie die "brennenden" Felder - mit einem sogenannten Supervulkan. Sein heftigster Ausbruch hat vor rund 39.000 Jahren stattgefunden, im Jahr 1538 hat er das letzte Mal Asche gespuckt. Seither ist es dort relativ ruhig geblieben. Bis jetzt jedenfalls.

Ein Supervulkan wacht auf
Italien

Denn Giovanni Chiodini vom Vulkanologischen Nationalinstitut in Bologna und seine Mitarbeiter haben einen vermehrten Ausstoß von Wasserdampf und steigende Temperaturen im Untergrund festgestellt. Dazu haben sie einen Beitrag im Fachmagazin Nature Communications publiziert. Demnach sei es nicht sicher, ob diese nun festgestellten Unruhen einen Ausbruch hervorbringen könnten.

Drastische Folgen

Die Phlegräischen Felder dehnen sich über eine Fläche von mehr als 150 Quadratkilometer aus. Der Boden kann durch die vulkanische Aktivität enorm heiß werden, deshalb gibt es dort sehr viele Thermalquellen. 2008 entdeckten Forscher, dass diese Felder und der Vesuv in zehn Kilometern Tiefe eine gemeinsame Magmakammer besitzen. Angesichts von 1,5 Millionen Menschen in der näheren Umgebung handle es sich um "das gefährlichste Vulkangebiet der Welt", erklären italienische Geologen. Eine große Eruption könne "weite Teile Europas" unter einer dicken Ascheschicht begraben, sagt Agust Gudmundsson von der University of London.

Menschen sind vorgewarnt

Durch Messungen konnten die Wissenschaftler den Druck im Supervulkan bestimmten. Rein theoretisch könnte der Supervulkan ausbrechen, sicher sei es aber nicht. Es könnte genauso gut sein, dass die Aktivität wieder ruhiger wird. Auf jeden Fall sind die Menschen dort vorgewarnt, denn ein erneuter Ausbruch hätte drastische Folgen: ein verwüstetes Neapel, Tsunamis im Mittelmeer, Europa unter Asche, der Himmel grau und eine Abkühlung des Weltklimas über Jahre hinweg.

fdgPhlegräischen Felder im italienischen Kampanien zeigen Anzeichen einer steigenden Aktivität. Wie groß die Gefahr eines Ausbruchs ist, bleibt unklar Bologna/WienNeapel hat bekanntlich gleich mehrere Vulkane vor der Haustür. Am berühmtesten ist wohl der Vesuv, nähergelegen und potenziell gefährlicher sind allerdings die sogenannten Phlegräischen Felder. Nur etwa vier Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum Neapels entfernt, beherbergen sie einen Supervulkan, der bei seinem bisher gewaltigsten Ausbruch vor rund 39.000 Jahren seine Umgebung nachhaltig formte – und halb Europa mit Asche überzog. Der letzte größere Ausbruch fand im Jahr 1538 statt, danach verhielten sich die auf Italienisch Campi Flegrei genannten Felder verhältnismäßig ruhig. Aktiv ist das auf eine Fläche von 150 Quadratkilometern ausgedehnte vulkanische Gebiet freilich nach wie vor: Neben Ausgasungen und heißen Quellen kommt es seit den 1950er-Jahren immer wieder zu Erschütterungen in der Region, der Boden hob sich schubweise um mehrere Meter. Nun berichten Forscher des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in Bologna von neuen Anzeichen zunehmender Vulkanaktivität. Schwierige Prognosen Wie die Wissenschafter in "Nature Communications" berichten, könnten sich Temperatur- und Gasentwicklung im Untergrund einem kritischen Punkt nähern. Ob oder wann diese Entwicklungen zu einer Eruption führen könnten, sei aber unklar, so Erstautor Giovanni Chiodini. Ein unvorhergesehener Ausbruch wäre aufgrund der hohen Besiedlungsdichte der Region jedenfalls fatal. Der Vulkan wird schon seit Jahren wissenschaftlich überwacht. Prognosen sind allerdings aufgrund des komplexen hydrothermalen Systems der Campi Flegrei schwierig – die Wechselwirkungen zwischen aufsteigendem Magma, Grundwasser und Gasen sind ein unbekannter Faktor. Unklare Zusammensetzung Um herauszufinden, wann die Temperatur- und Druckverhältnisse einen gefährlichen Zustand erreichen und wie sich dies messen ließe, entwickelten die Forscher ein geophysikalisches Modell. In ihren Simulationen zeigte sich, dass es tatsächlich einige Warnzeichen gibt, etwa Veränderungen im Ausstoß von Wasserdampf und CO2, die das System destabilisieren. Konkrete Aussagen ließen sich dennoch nicht tätigen, sagt Chiodini: "Der kritische Wert ist unbekannt, weil wir die genaue Zusammensetzung des Magmas nicht kennen." Denn einerseits könnte das Magma durch zunehmenden Wasserverlust zähflüssiger werden und dadurch die gefährliche Dynamik verlangsamen. "Es könnte aber auch sein, dass der Druck das Gestein an der Oberfläche destabilisiert und dadurch eine Eruption erleichtert würde", so der Forscher. Die Neapolitaner müssen also weiterhin jederzeit mit allem rechnen – aber das gilt schon seit Jahrtausenden. - derstandard.at/2000049682849/Es-rumort-unter-Neapels-Supervulkan

Kommentare