Ein Karneval der Verrücktheiten für Harry und Meghan

Ein Karneval der Verrücktheiten für Harry und Meghan
Die Hochzeit. Prinzessinnenträume, pompöse Maskeraden, Lebensgeschichten zwischen Florida und Australien: Windsor gehört den Fans des Königshauses.

Nein, bestehen will Maureen nicht unbedingt auf ihren Titel, vor allem nicht vor einem Republikaner aus Österreich. Aber die pensionierte Krankenschwester lässt sich schon gerne „Her Royal Highness“ nennen. Habe sie doch fast jeder so genannt, privat und vor allem im Spital in London. Dort hat sie nämlich vor vielen Jahren Tee für Prinzessin Margaret gekocht, die dort zu Besuch war. Und weil Elisabeths inzwischen lang verstorbene Schwester den Tee so reizend gelobt hat und überhaupt so nett war, hat Maureen ihr Herz an die Royals verloren.

Mit langfristigen Konsequenzen. Wenn sie jetzt mit Campingsessel und Schlafsack die Straße vom Bahnhof in Richtung Schloss Windsor geht, erzählt sie, dass die Hochzeit von Harry und Meghan das inzwischen sechste königliche Event ist, an dem sie als Zaungast teilnimmt. An den Geruch der Blumenberge bei Dianas Begräbnis, da ist sie sich mit ihren zwei Begleiterinnen einig, könne sie sich heute noch erinnern.

Es sind Erzählungen wie diese, die man von den überzeugten Schlachtenbummlern hier rund um das Schloss immer wieder zu hören bekommt: Erinnerungen an ein Leben mit der königlichen Familie. Und es gibt genug Zeit zum Plaudern, schließlich haben die wirklichen Fans schon eine oder sogar zwei Nächte im Freien verbracht, nur um ja einen guten Platz entlang der Route zu bekommen, die die Kutsche mit dem Brautpaar heute nehmen wird. Und es wäre nicht Großbritannien, wenn diese treue Liebe zu den Royals nicht auch immer mit viel Humor und auch einem kleinen bisschen Verrücktheit gepaart wäre.

Die Sechserbande

Da nennt sich eine Gruppe älterer Damen, die auch schon zwei Nächte im Schlafsack hinter sich hat, „Die Royalisten-Sechserbande aus Hampshire“. Eine ganz persönliche Sammlung von königlichen Memorabilien hat natürlich jede der Damen daheim, und das sind nicht nur Alltäglichkeiten wie Fähnchen, Kaffeehäferl und Keksdosen, sondern auch etwa eine Sammlung der jeweiligen Wetterberichte von all diesen Festtagen, oder sogar kleine Steine von den königlichen Palästen. Ein Stück Buckingham Palace hat eine der Bande diesmal sogar in der Tasche dabei – und zeigt es, wenn die Polizei gerade wegschaut, auch gerne her.

Weniger skurril, aber dafür umso begeisterter sind die zahllosen Amerikaner, die hierher gekommen sind, um einen Blick auf das Brautpaar zu erhaschen oder um einfach dabei zu sein bei dieser großen Party. Sydney aus Minneapolis ist nicht die Einzige, die beim Thema sofort die Erinnerung an ihre Disney-Prinzessinnen hervorholt, mit denen sie groß geworden ist: „Dass es die Märchen, die ich mir immer zusammengeträumt habe, wirklich gibt, das finde ich einfach großartig.“ Adinas, eine Schwarze aus New Orleans, hat vom Prinzessinnen- inzwischen ins Königinnenfach gewechselt und lässt es sich einfach nicht nehmen, Harry ihr Baby zu nennen. Dass Meghan Amerikanerin und noch dazu mit afro-amerikanischen Wurzeln ist, rührt sie gar nicht. Die soll nur gut auf ihren Harry aufpassen, das sei das Wichtigste. Und selbst Gayle King, die CBS-Reporterin, die gerade auf der Straße ihre Moderation übt, greift tief in die Prinzessinnenkiste. Schließlich wünsche sich doch jede Frau einen solchen Prinzen, meint sie lachend, „auch wenn einige von uns dafür viel zu viele Frösche küssen müssen“.

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