Ebola bringt auch Nahrungsmittelknappheit

Ebola bringt auch Nahrungsmittelknappheit
Das Virus verbreitet sich nun unabhängig vom bisherigen Verlauf auch im Kongo. Nahrungspreise explodieren.

Auch in der Demokratischen Republik Kongo - wo der jüngste Ebola-Ausbruch regional isoliert ist - steigen die Opferzahlen: 31 Menschen starben in der Provinz Equateur im Norden des Landes an der Virus-Erkrankung, teilte Gesundheitsminister Felix Kabange Numbi am Dienstag mit. Insgesamt seien in Equateur bisher 51 Ebola-Fälle erfasst worden. Bei 13 von bisher nur 15 Laborproben sei das Virus eindeutig nachgewiesen worden. Nach Angaben des Ministers stehen 185 Personen unter Beobachtung, die mit Ebola-Infizierten Kontakt hatten. Der Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo steht laut den bisherigen Erkenntnissen in keinem Zusammenhang mit dem Ausbruch in Westafrika.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfolgte im Kongo die ursprüngliche Virus-Übertragung im Kongo durch den Verzehr von Wildfleisch. Das erste Opfer sei eine schwangere Frau gewesen, die Fleisch eines erlegten Tiers gegessen und schweres Fieber bekommen habe. Sie sei am 11. August gestorben. Die Übertragung von Mensch zu Mensch sei dann bei Ritualen im Zusammenhang mit der Beerdigung der Frau sowie in einem Medizinstützpunkt erfolgt.

Versorgungsprobleme

Das Virus ist nicht nur unmittelbar tödlich, es stellt inzwischen auch eine Gefahr für die Nahrungsmittel-Versorgung dar. Die UNO-Ernährungsorganisation FAO schlug am Dienstag Alarm und äußerte diesbezüglich ihre "große Besorgnis" in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone. Infolge von Grenzschließungen und Beschränkungen beim Personenverkehr sei es bereits zu Panikkäufen, stark steigenden Lebensmittelpreisen und Knappheit bei bestimmten Nahrungsmitteln vor allem in den Städten gekommen.

Die drei besonders betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone sind Netto-Importeure bei Getreide. Vor allem Liberia sei von einer Versorgung von außen abhängig, hob die FAO hervor. In der Hauptstadt Monrovia seien die Preise für manche Lebensmittel bereits explodiert, etwa für das Grundnahrungsmittel Maniok, dessen Preis in den ersten August-Wochen um bis zu 150 Prozent gestiegen sei.

Schnelltest

Weltweit gibt es viele Bemühungen, die Ebola-Ausbrüche auch mit verbesserten medizinischen Methoden in besser in den Griff zu bekommen. Japanische Forscher haben einen Ebola-Schnelltest entwickelt, der auch billiger ist als bereits existierende Nachweismethoden. "Die neue Methode ist einfacher als die bisherige und kann in Ländern eingesetzt werden, wo teure Testgeräte nicht vorhanden sind", sagte der Forscher Jiro Yasuda von der Universität Nagasaki am Dienstag. Demnach liegt das Untersuchungsergebnis binnen 30 Minuten vor. Nigeria soll das experimentelle Ebola-Mittel Favipiravir aus Japan erhalten. Es ist dort gegen Influenza zugelassen und in größeren Mengen verfügbar. Der Wirkstoff hat einen Effekt gegen eine ganze Reihe von Viren, deren Erbsubstanz auf RNA beruht.

In Österreich forderte die Grüne Außen- und Entwicklungspolitiksprecherin Tanja Windbüchler mehr Hilfe für die betroffenen Staaten. "Der Hilfeschrei aller Organisationen, die in Westafrika gegen Ebola und für das Überleben der Menschen kämpfen, ist nicht mehr zu überhören. Österreich muss sich endlich aktiver engagieren!", erklärte sie in einer Aussendung. Die internationale Katastrophenhilfe sei nur mit fünf Millionen Euro dotiert, das sollte auf 20 Millionen aufgestockt werden. Die bisher von Österreich für die von der Ebola-Epidemie betroffenen Staaten zur Verfügung gestellte Summe von 200.000 Euro sei "gut gemeint, aber viel zu wenig".

Die WHO meldete, dass das Ebola-Virus sich schneller ausbreitet. Mehr als 3000 Fälle von Infektionen sowie Verdachtsfälle sind bereits gemeldet, bis zu 20.000 sollen es noch werden.

Der KURIER fragte den Wiener Virologen Prof. Stephan Aberle nach den Gründen für die starke Ausbreitung.

Warum breitet sich die Seuche schneller aus?

Die WHO hat festgestellt, dass die Dunkelziffer höher ist als erwartet. Also die Fälle, die noch nicht registriert sind und im Krankenhaus behandelt werden. Je mehr Patienten nicht isoliert sind, desto schneller breitet sich das Virus aus.

Warum weiß das die WHO nicht?

In entlegenen Regionen ist die Information nicht so ausführlich. Und viele Menschen wollen nicht ins Spital und melden sich deshalb nicht.

Was sagt das über das Virus?

Am Virus hat sich nichts geändert, nur an der Anzahl der Patienten, die es übertragen.

Was können die Spitäler tun?

Sie isolieren Kranke mit ersten Symptomen. Aber je mehr Patienten kommen, desto schwieriger wird es mit Isolierungsstationen. Die sind schon an ihren Kapazitätsgrenzen. Sie haben zu wenig Platz. Und Mitarbeiter verlassen die Spitäler aus Angst, sich selbst auch anzustecken. Dabei müsste man bei jedem einzelnen Fall die Kontaktpersonen herausfinden und kontaktieren, damit sie bei Bedarf sofort ins Spital kommen. So wäre es in Europa.

Was kann die WHO tun? Sie kündigt ja einen "Strategieplan" an.

Sie muss die Information noch verbessern, damit die Menschen richtig reagieren. Dass sie zum Beispiel nicht auf große Veranstaltungen gehen. Außerdem bemüht sie sich jetzt darum, dass die Seuche nicht auf die Großstädte übergreift. Wichtig ist auch, dass sie sich nicht international verbereitet. Es gibt daher Einschränkungen im Flugverkehr. Aber das ist wieder für die Helfer schwieriger.

Mehr dazu: WHO rechnet mit bis zu 20.000 Infizierten

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