Dubai: Vergewaltigte wegen außerehelichem Sex verhaftet

Dubai
Frau ist zwar wieder auf freiem Fuß, der Reisepass wurde ihr aber abgenommen. Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor zwei Jahren. Damals wurde eine Wienerin verhaftet.

Eine Britin ist nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation in Dubai von einer Anklage bedroht, weil sie Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Das berichtete die britische Organisation "Detained in Dubai" (inhaftiert in Dubai), die sich für Justizopfer in dem Emirat am Persischen Golf einsetzt.

Die Touristin sei festgenommen worden, als sie bei der Polizei wegen der Vergewaltigung Anzeige erstatten wollte. Inzwischen sei sie zwar wieder auf freiem Fuß, aber ihr Reisepass sei konfisziert worden, berichtet die Organisation.

Anklage wegen "außerehelichem Sex"

Der Frau, die Medienberichten zufolge zwischen 20 und 30 Jahre alt sein soll, drohe nun eine Anklage wegen "außerehelichem Sex". Die Strafen dafür reichen in Dubai von Haft über Auspeitschen bis hin zum Tod durch Steinigung. "Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine lange Geschichte, Vergewaltigungsopfer zu kriminalisieren", sagte Radha Stirling von "Detained in Dubai".

Das britische Außenministerium bestätigte den Fall. "Wir unterstützen eine britische Frau im Zusammenhang mit diesem Fall und bleiben in Kontakt mit ihrer Familie", hieß es in einer Mitteilung.

Über den Verbleib der Täter, einem Medienbericht zufolge zwei Männer aus Birmingham, gibt es widersprüchliche Berichte. "Detained in Dubai" zufolge sollen sie inzwischen unbehelligt nach Großbritannien zurückgekehrt sein. Die BBC berichtet unter Berufung auf Kreise im britischen Außenministerium, sie hätten ebenfalls in Dubai ihre Reisepässe abgeben müssen.

Fall einer Wienerin

2014 wurde ein Fall einer Wienerin, die nach einer Vergewaltigungsanzeige in Dubai selbst in Haft genommen worden war, bekannt. Die Anklage warf der Frau außerehelichen Sex auf dem Rücksitz eines Autos, das in einer Tiefgarage eines Luxushotels stand, sowie Trunkenheit vor. In Abwesenheit wurde die Frau unter anderem wegen außerehelichem, einvernehmlichen Sex mit einem Banker verurteilt, den sie in ihrem Urlaub kennengelernt hatte.

Die Österreicherin war nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis nach Wien zurückgekehrt und seit Beginn des Prozesses nicht mehr vor Gericht erschienen. Der von ihr beschuldigte Jemenite wurden ebenfalls zu zwei Monaten Haft verurteilt. Er bestritt stets mit der Touristin Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Die Frau wurde zudem wegen Trunkenheit zu einer Zahlung von 1.000 Dirham (rund 200 Euro) verurteilt.

Gefängnis nach Gruppenvergewaltigung

Eine Norwegerin wurde 2013 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, nachdem sie in einem Hotel in Dubai vergewaltigt wurde. Im Dezember 2012 musste eine britische Geschäftsfrau, die von drei Männern in Dubai missbraucht worden war, eine Strafe von 257 Dollar zahlen – unter anderem, weil sie in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken hatte.

2010 verurteilte ein Gericht in Abu Dhabi eine 18-jährige Frau zu einem Jahr Gefängnis, nachdem sie die Gruppenvergewaltigung durch sechs Männer angezeigt hatte. Im Jahr 2008 wurde eine Australierin von drei Männern unter Drogen gesetzt, brutal vergewaltigt und schwer verletzt. Sie wurde ebenfalls zu einer Gefängnisstrafe von elf Monaten verurteilt.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren schon seit Jahren den juristischen Umgang mit Vergewaltigungen in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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