USA

Die Rückkehr der Grizzlybären

Die Bestände erholen sich – und auf der Suche nach Futter kommen die Tiere vermehrt in Menschennähe.

Die Grizzlys sind zurück: Laut staatlichen Tierschützern tummeln sich in den nordamerikanischen Wäldern mittlerweile wieder etwa 2000 der einst beinahe ausgerotteten Tiere. Wildhüter sind froh, dass sich die Bestände erholt haben; doch mit der wachsenden Zahl der imposanten Bären steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit ihnen in Kontakt kommen. Und die Begegnung verläuft nicht immer friedlich: Erst im August war ein Wanderer im Yellowstone-Nationalpark von einer Bärin getötet worden. Ein weiterer Mann entging im Herbst im Glacier-Nationalpark mit knapper Not einer Attacke, indem er dem Tier, das ihn bereits ins Gesicht gebissen hatte, mit der Faust ins offene Maul schlug.

Der heiße Sommer und der trockene Herbst tragen dazu bei, dass die Tiere nun vermehrt die menschliche Nähe suchen: Denn die als Allesfresser bekannten Grizzlybären, die sich vor allem von Wildfrüchten und Beeren ernähren, finden viel zu wenig Nahrung, um sich Fett für den Winterschlaf anfressen zu können. Der Klimawandel hat wichtige Futterquellen dezimiert – etwa die Cutthroat-Forelle oder die Sibirische Erdeule, einen Nachtfalter. Daher gehen die Bären dort hin, wo Menschen ihre Essensreste hinterlassen. Probleme sind also vorprogrammiert.

Der gigantische, fast 9000 Quadratkilometer große Yellowstone Nationalpark liegt im US-Bundesstaat Wyoming und touchiert auch Idaho und Montana im Nordwesten der USA. Auch hier haben sich die Bestände der bedrohten Grizzlys deutlich erholt: Lebten zu Beginn der 80er-Jahre weniger als 200 Tiere dort, sind es dank des Gesetzes für bedrohte Tierarten heute wieder 700 bis 1000. Im Glacier National Park entlang der Grenze zu Kanada leben weitere 900 bis 1000 Grizzlybären, und kleinere Bestände gibt es unter anderem im Bundesstaat Washington.

Bären-Umsiedelung

In Montana gab es im Jahr 2015 zahlreiche Fälle, in denen die wesentlich verbreiteteren Schwarzbären, aber auch Grizzlys gefangen und umgesiedelt oder gar getötet wurden. Der Grund: Sie waren mit Menschen – oder vor allem mit deren Nutztieren – in Konflikt gekommen.

Tödliche Bärenattacken auf Menschen sind aber die absolute Ausnahme – in beiden Nationalparks starben seit der Eröffnung 1875 und 1910 insgesamt weniger als 20 Menschen durch Bärenangriffe. Doch Konflikte mit Farmern und Tierhaltern nehmen zu.

Derzeit gibt es Überlegungen, die Grizzlybären wieder von der Liste der bedrohten Tierarten zu streichen. Um dies zu verhindern, setzen sich Tierschützer dafür ein, Besucher und Bewohner der Parkregionen über die Bären und deren Verhalten aufzuklären. Nicht zuletzt, weil die Zahl der naturliebenden Menschen, die sich im weiteren Gebiet des Yellowstone Parks ansiedeln, stetig steigt. "Die Menge der Menschen, die hierher zieht, hätte ich mir zum Start meines Jobs als Biologe nie vorstellen können", sagt ein Mitarbeiter der Behörde für Fischerei, Wildtiere und Naturparks in Montana.

Schnelle Konfliktlösungen, etwa durch Entschädigungen für gerissene Nutztiere, sind notwendig. Noch besser ist es freilich, wenn Bären den Nutztieren gar nicht erst gefährlich werden können: Elektrozäune etwa halten Bären auf Futtersuche von einer Schafherde fern. Und dem Wanderer sollen in Notsituationen Bärensprays helfen.

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