"Die Göttinnen" als Motor für Entwicklung
Las Diosas" nennen die engagierten nicaraguanischen Frauen ihre Produktpalette augenzwinkernd: "Die Göttinnen". Unter diesem Label vertreiben sie selbst hergestellten Tee, Marmelade und Wein aus Hibiskus, Honig oder Chia, eine alte, gesunde aztekische Kornfrucht, entfernt mit Leinsamen vergleichbar.
"Die Geschäfte gehen gut, die Einkommen der Frauen und damit der Familien sind gestiegen", sagt Juana Villareyna von der "Fundacion entre Mujeres" (FEM). Die 44-Jährige ist Ko-Direktorin dieses Zusammenschlusses von acht Frauen-Kooperativen im Norden des mittelamerikanischen Landes. Diese zusätzlichen Geldflüsse seien wichtig, weil die Bauern der Region mit einer durchschnittlichen Anbaufläche zwischen 0,5 und einem Hektar kaum um die Runden kommen. Und die Haupteinnahmequelle Kaffee durch den Klimawandel (längere Trockenzeiten) sowie Schädlinge immer öfter nur schwach sprudelt.
Aus- und Weiterbildung
"Neben der ökonomischen Förderung geht es uns vor allem auch um die Aus- und Weiterbildung der 2500 Frauen, die bei uns organisiert sind", so Villareyna, deren Projekt von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs unterstützt wird, bei einem Besuch in Wien zum KURIER. Im Vorjahr hätten es sogar 63 bis zur Matura geschafft. Generell sei festzustellen, dass die Frauen nach den Workshops selbstbewusster auftreten und sowohl im häuslichen wie auch im öffentlichen Bereich ihre Rechte einforderten. Das sei gar nicht selbstverständlich in einem Land, in dem die Kultur des Machismo noch stark ausgeprägt sei. Die Folgen: Gewalt gegen Frauen, Unterdrückung, Ungleichheit.
Ein dritter Ansatzpunkt von FEM, so Villareyna, sei die Familienplanung: "Unsere Studien zeigen, dass die Frauen oft zwischen sieben und 14 Kinder haben. Wir klären sie über Empfängnisverhütung auf und wie man sich vor sexuellen Krankheiten schützt."
Leicht sei diese Arbeit im aktuellen politischen Umfeld ihrer Heimat aber nicht, wie die Aktivistin ausführt. Staatspräsident Daniel Ortega sei zwar eine zentrale Figur des sandinistischen Umsturzes Ende der 1970er- und in den 1980er-Jahren gewesen, bei dem auch die Frauenrechte hoch im Kurs gestanden seien, doch "davon ist heute nichts mehr zu merken". Ortega agiere "sehr autoritär". "Und nach den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs durch seine Adoptivtochter sieht er alle Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen, als Feinde an."
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