Cop "niedergewalzt": Filmer am Wort

Hummer, Ungarn, Thomas B., Polizeieinsatz
Den Polizeieinsatz, bei dem ein Cop starb, kritisieren Zeugen auf einem kommentierten Video.

Was geschah am 11. Oktober im Apátfalva in Südungarn? Medien berichteten, der Salzburger Thomas B., 43, habe „gnadenlos“ mit seinem bulligen Hummer einen Motorradpolizisten niedergewalzt und getötet. Der Cop, so die Version der ungarischen Behörden, habe sich mitten auf der Fahrbahn postiert gehabt. Danach, hieß es, attackierte der mutmaßliche „Cop-Killer“ mit einem Messer einen zweiten Motorradpolizisten, der ihn nur durch mehrere Schüsse stoppen konnte.

Fakt ist: Imre Kenéz, 34, starb, und der mehrfach vorbestrafte B. steht unter Mordverdacht. Fakt ist aber auch, dass es sich anders abgespielt hat. Der KURIER veröffentlichte ein gekürztes Beweis-Video, das zeigt, dass Kenéz nicht mitten auf der Straße stand und B. zuvor mit Pfefferspray attackiert worden sein könnte. Bewahrheitet sich dies, dann dürfte er nichts gesehen haben, als er das Gaspedal durchtrat.

„Aus Rache“

Nun meldet sich jener Zeuge zu Wort, der die dramatischen Szenen gefilmt hat. Der Deutsche Thorsten Peters (Name geändert) , 26, belastet jenen Motorradpolizisten, der B. mit Reizgas befeuert haben soll, massiv. Dieser sei für die Eskalation verantwortlich. Peters behauptet, B. sei „aus Rache“ niedergeschossen worden. „Für mich sah das wie eine Hinrichtung aus.“ Um das zu unter­mauern, haben er und drei weitere Zeugen das Video in voller Länge und kommentiert dem KURIER zur Online-Veröffentlichung übermittelt.

Peters und der Mordverdächtige kennen einander nur flüchtig aus der Hummer-Szene. Mit drei Deutschen waren sie in vier Geländewagen in Rumänien auf einer Offroad-Tour unterwegs. Auf dem Heimweg hielt sie eine Zivilstreife auf: 170 Euro Strafe wegen Schnellfahrens. Als der Konvoi weiterfuhr, soll B. beinahe mit dem Zivil-Pkw kollidiert sein. Der Beamte fühlte sich „provoziert“, heißt es im Video. Er heftet sich an B.s Wagen. Kurz darauf beginnt die sieben Minuten lange Aufnahme. Kenéz und ein Kollege brausen auf ihren Bikes vorbei. „Als erste Amtshandlung hat der andere Polizist“, schildert Peters, „während der Fahrt auf ThomasAuto getreten.“ Der Tross hält an. Der Polizist sprintet zu B.s Auto. Es folgt die mutmaß­liche Reizgas-Attacke durchs offene Fenster, bevor B.s Wagen ausbricht und am rechten Bankett Kenéz überrollt. Peters „war schockiert, dass Thomas den Polizisten überfahren hat“. Für Warnschüsse hätte er Verständnis gehabt. „Mir tat es aber im Herzen weh, wie Thomas dann zu­gerichtet wurde.“

14 Polizeikugeln

Sekunden später fallen die Ersten der 14 Schüsse. B. ist offenbar schon verletzt, als er aussteigt. Er kauert am Boden, als laut Zeugen der Polizist „aus einer Entfernung von einem Meter“ ein Mal auf ihn feuert. B. rappelt sich hoch, steht angeblich mit erhobenen Händen da. Erneut drückt laut Zeugen der Ordnungshüter ab. Aus unmittelbarer Nähe fällt ein dritter Schuss. „Es hat keine Gefahr mehr bestanden.“ Auf dem Video ist zu sehen und zu hören, wie der Salzburger zum Polizisten will und „help him!“ schreit. Weder habe B. den Beamten absichtlich überfahren, noch habe er ein Messer gehabt, sagt Peters. Er spricht von einem „Unfall“. Warum griff er nicht ein? „Ich war mir sicher, dass auf mich geschossen worden wäre.“ Peters entschied sich, die Aufnahme nicht gleich abzugeben. „Dann wäre sie vielleicht verschwunden.“ Auf das erste Video reagierte die ungarische Justiz mit dem Vorwurf, es sei gekürzt und daher verzerrt. B. ist wegen Mordverdachts in Tököl im Gefängnisspital in U-Haft. Peters will vor Gericht aussagen: „Aber per Video in Deutschland. Nach Ungarn fahre ich nicht mehr.“

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