"Charlie Hebdo" karikiert toten Flüchtlingsjungen

Hätte Aylan überlebt, wäre er ein "Po-Grapscher" in Deutschland geworden, so die Satirezeitung.

Ein kleiner, lebloser Körper liegt am Strand von Bodrum. Das Bild des syrischen Flüchtlingsjungen Aylan ging im vergangenen Jahr um die Welt. Der Tod des Dreijährigen gilt bis heute als Sinnbild für das Versagen der Welt in der Flüchtlingskrise und markiert zugleich den Gipfel der öffentlichen Solidarität mit Hilfesuchenden.

In ihrer aktuellen Ausgabe fragt sich nun die französische Satirezeitung Charlie Hebdo, was aus dem Flüchtlingsjungen geworden wäre, wenn er bei seiner Flucht nicht im Mittelmeer ertrunken wäre und in Europa eine neue Heimat gefunden hätte. "Po-Grapscher in Deutschland", legt sich die Satirezeitung kategorisch fest.

Bezug auf Übergriffe in Köln

Die neue Karikatur des Zeichners Laurent "Riss" Sourisseau, Langzeitsatiriker bei Charlie Hebdo und aktueller Verlagsleiter, bezieht sich auf die sexuellen Übergriffe in Köln in der Silvesternacht, bei denen nach aktuellen Ermittlungsstand auch Flüchtlinge und Migranten verwickelt waren. Auf dem Bild ist ein erwachsener Aylan zu sehen, der mit ausgestreckten Armen einer kreischenden Frau hinterherjagt.

Obwohl Sourisseau, der sich beim islamistisch motivierten Attentat vor einem Jahr im Redaktionsgebäude befand und mitansehen musste, wie zwölf seiner Kollegen getötet wurden, in den vergangenen Wochen suggerierte, dass sich Charlie Hebdo an eine weniger streitlustige Agenda halten wird, zeigt die Karikatur über Aylan das Gegenteil. Nicht ganz überraschend äußern Menschen in sozialen Medien ihre Kritik. "Widerlich" und "geschmacklos" sei die Karikatur, urteilen die einen. Andere hingegen gehen weiter und ziehen einen Rassismusvergleich, wie die Redaktionsleiterin der US-amerikanischen Nachrichtenseite The Daily Beast.

Misstrauen wird größer

Es ist nicht das erste Mal, dass die Satirezeitschrift den toten Flüchtlingsjungen Aylan karikiert. Im September veröffentlichte Charlie Hebdo einen Zeichung, die die Leiche des Dreijährigen am türkischen Strand zeigte. Daneben stand eine Werbetafel, auf der ein McDonald's-Clown zwei Kindermenüs zum Preis v on einem anpreist. "So nah am Ziel" hieß damals die Bildüberschrift.

Die neue Karikatur erscheint just zu einem Zeitpunkt, an dem das Misstrauen gegenüber Flüchtlingen und Migranten nach den sexuellen Übergriffen in Köln größer wird.

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