Burkina Faso: Österreicher inmitten des Terrors

Gabriel Müller setzt seit Jahren Hilfsprojekte in Burkina Faso um.
Nach dem Anschlag auf ein Hotel in Ouagadougou sitzen 20 Österreicher im Land fest. Entführungsalarm entpuppte sich als Verwechslung.

6000 Kilometer von Wien entfernt sind zahlreiche Österreicher zu Betroffenen eines heimtückischen Terroranschlags geworden. Bei einem Attentat im und rund um das Luxushotel "Splendid" in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou haben El-Kaida-Terroristen knapp 30 Menschen getötet und mehr als 100 Geiseln genommen.

"Ausländer und vor allem Leute mit weißer Hautfarbe gelten als Angriffsziel."

Inmitten des Chaos der Hauptstadt wartet der Salzburger Entwicklungshelfer Gabriel Müller (40) zusammen mit insgesamt 20 Österreichern darauf, das Land nach dem blutigen Anschlag möglichst bald verlassen zu können. "Ausländer und vor allem Leute mit weißer Hautfarbe gelten als Angriffsziel. Alle sind aufgefordert, ihre Hotels möglichst nicht zu verlassen. Ich werde sicher nicht vor das Hotel gehen", erklärt Müller im Telefoninterview mit dem KURIER.

Schüsse in die Menge

Die vermummten Attentäter, vermutlich Islamisten, haben Freitagabend im Restaurant "Cappuccino" das Feuer eröffnet und danach die beiden Hotels "Splendid" und "Ybi" gestürmt. Sie eröffneten sofort das Feuer und schossen wahllos in die Menschenmenge. Die Umgebung wurde zunächst abgeriegelt, später stürmten Sicherheitskräfte mit Unterstützung von französischen und US-Spezialeinheiten das Hotelgelände und befreiten alle 126 Geiseln, 33 wurden bei dem Angriff verletzt.

Burkina Faso: Österreicher inmitten des Terrors

Wie ein Sicherheitssprecher vermeldete, kamen die Attentäter bei dem Zugriff ums Leben. Bei den Opfern des Anschlags handelt es sich vorwiegend um ausländische Touristen 18 verschiedener Nationalitäten. Laut dem Außenamt in Wien sind nach Informationen von Samstagnachmittag keine Österreicher unter den Toten und Verletzten. Allerdings herrschte stundenlang Rätselraten rund um die angebliche Entführung von zwei Österreichern im Norden des Landes an der Grenze zu Mali. "Wir haben diese Information auch so gehört und versuchen, das Ganze so rasch als möglich abzuklären", erklärt Außenamtssprecher Thomas Schnöll.

Burkina Faso: Österreicher inmitten des Terrors
A view shows vehicles on fire outside Splendid Hotel in Ouagadougou, Burkina Faso in this still image taken from a video January 15, 2016, during a siege by Islamist gunmen. REUTERS/Reuters TV TPX IMAGES OF THE DAY
Auch bei der Polizei-Sondereinheit Cobra wartete man bereits auf eine Anforderung des Außenministeriums. Wenn es um gekidnappte Österreicher im Ausland geht, werden Cobra-Beamte in der Regel in das jeweilige Land entsandt. "Um die vorherrschende Situation abzuklären", erklärt der Leiter der Direktion für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif. Oder um im Bedarf bei einer Befreiungsaktion dabei zu sein.

"Australia" statt "Austria"

Im Fall der beiden Entführten in Burkina Faso dürfte es sich allerdings um eine Verwechslung von "Austria" und "Australia" gehandelt haben. Die Gekidnappten sollen der Arzt Arthur Eliot Keneth (82) und seine Frau Josephine (84) sein. Das australische Paar lebt seit mehr als 40 Jahren in Afrika. Offiziell konnte das Außenamt diese Information bis Redaktionsschluss nicht bestätigen.

Verängstigt

Müller, der für die Hilfsorganisation "Licht für die Welt" seit Jahren in Burkina Faso ist und unter anderem beim Aufbau einer Augenklinik mitgeholfen hat, ist über die Entwicklung schockiert und verängstigt. Die Stimmung im Hotel sei bedrückend. Wo man hinsehe, seien Sicherheitspersonal und Polizei.

Ob der 40-jährige Salzburger am Montag seinen ersehnten Heimflug antreten kann, sei noch nicht sicher. "Die angegriffenen Hotels sind in der Nähe des Flughafens. Das Areal ist komplett abgeriegelt. Wir wissen noch nicht, ob wir am Montag wirklich fliegen können", erklärt Müller.

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