BND: Wurde Agenten-Liste verkauft?

BND: Wurde Agenten-Liste verkauft?
Ex-Mitarbeiter des deutschen Auslandsgeheimdienstes speicherte privat die Namen.

Was anfangs fast wie eine skurrile Geheimdienstkomödie aussah, ist nun zu einer echten Sorge des Bundesnachrichtendiensts geworden. Zu den von einem subalternen Beamten in der Zentrale bis 2014 gestohlenen Dokumenten (mehr dazu hier) gehört offenbar auch das so ziemlich Brisanteste, über das ein Geheimdienst verfügt: Die Namen seiner Spione. Was nun doch eher der Dramatik des James-Bond-Films "Skyfall" ähnelt als einer billigen Komödie.

Der als Mehrfachbehinderter eingestellte Beamte war als eine Art Archivar in der BND-Zentrale in Pullach bei München eingesetzt, man hielt ihn für harmlos bis naiv. Nach seinem Auffliegen bei einer Ausfahrtskontrolle fand man bei ihm 218 Dokumente, die er in den zwei Jahren zuvor kopiert hatte. Bei der Vernehmung gerierte er sich als Doppelagent, der den US-Diensten Material verkauft habe – um insgesamt 25.000 Euro. Das gilt in der Branche als wenig für gutes Material, der Spion habe wohl mehr aus Geltungssucht wegen seiner Behinderung agiert, redete der BND den Fall klein. Die US-Dienste bestritten, dass der Mann in ihrem Auftrag arbeitete, wahrscheinlich kam sogar der Hinweis von dort.

Danach ließ sich der BND offenbar Zeit mit der Aufklärung: Erst jetzt zeigte die technisch anspruchsvolle Auswertung des Privatcomputers das brisante Material, das seit vielen Jahren dem BND abhanden kam, zumindest soweit öffentlich bekannt. Laut Bild hat der Spion 3500 Namen deutscher Agenten im Ausland auf der Festplatte gespeichert: Decknamen und Klarnamen. Das wäre die Hälfte aller Agenten und geheimen Helfer des BND, darunter in hoch gefährdeten Positionen etwa im arabischen Raum.

Verwendung offen

Unklar ist laut Bild immer noch, was der Spion mit den Daten anstellte: Er habe sie nicht den USA verkauft. Ob aber anderen Geheimdiensten, etwa dem russischen, darüber schweigt er.

Andere Medien hingegen geben Entwarnung: Die Deutsche Presse-Agentur bestätigt zwar den Fund der Namensliste im Computer des Mannes. Sie sei aber nur halb so groß und relativ veraltet, die spätesten Namen seien von 2011. Der Mann habe auch dieses Material wie anderes den US-Geheimdiensten verkauft. Nichts spreche dafür, dass er auch andere Geheimdienste damit beglückte.

Der BND, für den der Fall hochpeinlich ist, wollte dazu nichts sagen, weil es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handle. Laut dpa bewertet der BND aber den Schaden als "relativ begrenzt". Wie es dazu kommen konnte, dass ein Bürodiener so lange an so viel und so brisantes Material kommen kann, das zumindest bleibt sein Geheimnis.

Kommentare